Eindrücke vom Spreewald-Triathlon 15.6.2019

von Denise Kottwitz; Fotos: Sonja, Dirk

Gut vorbereitet geht es für mich auch in diesem Jahr wieder auf die Spreewald Mitteldistanz, jedoch werden alle zeitlichen Ambitionen mit den steigenden Temperaturen über den Haufen geworfen. Ob ich wie im letzten Jahr wieder um einen Podiumsplatz mitkämpfe ist auch fraglich, denn unter den 26 gemeldeten Frauen sind allein bei den mir bekannten eine Hand voll Athletinnen dabei, die ich im letzten Jahr (meist auf dem Rad) nur von hinten gesehen habe. Aber eigentlich kann nichts schiefgehen, da mir am Vorabend ein bekannter Schornsteinfeger (dessen Startplatz ich an Oscar vermittle) zwei Glücksbringer übergibt.

Beim Einchecken treffe ich Vorjahressiegerin Sybille beim Ummelden auf die kürzere Distanz. Das finde ich schade, denn ich hätte gern gewusst, wie lange ich mich in diesem Jahr gegen sie beim Rad behaupten kann. Auch Anja, vor einigen Jahren in unserer Gegend immer vorn dabei und jetzt wohnhaft in Franken, meldet auf olympisch um und wird hier später gewinnen. Andere Konkurrentinnen sehe ich gar nicht, wie die Liste später zeigt, haben wohl die Temperaturen abgeschreckt, und sie sind gar nicht an den Start gegangen. Dafür sind aber reichlich Sisus dabei, und sich mit den männlichen Vereinskollegen zu messen ist ein noch größerer Spaß!

Nach routiniertem Einrichten der Wechselzone, kurzem Einlaufen trotz Hitze, Leeren der Isoflasche (heute doch lieber auf Flüssignahrung setzen) geht es ins Wasser. Das Einschwimmen empfinde ich als angenehm, danach ist mir fast etwas kühl. Ingo meint, es wird sicher das letzte Mal in den nächsten Stunden sein – wie er das nur vorhersehen konnte?! Beim Start ordne ich mich ganz rechts hinter Michael und Daniel ein, eine hervorragende Idee, denn die beiden machen den Weg nach vorn frei, und so komme ich recht kontaktfrei in das Rennen und bis zur ersten Boje. Da realisiere ich, dass ich nun ganz innen vorbei muss, links von mir ist ein recht großes Feld.

Zum Glück schlupfe ich tatsächlich problemlos um die Boje, jetzt heißt es, in einen guten Schwimmrhythmus zu kommen. Das gute am Neoverbot ist, dass man die Leute besser erkennt und so sehe ich Daniel J. vom TriTeam und schwimme eine Weile in seinem Wasserschatten. Nach der Boje tauschen wir die Position, aber ich finde noch einen anderen Schwimmer als Zugpferd. In dieser Dreierformation schwimmen wir die gesamte zweite Runde. Ich versuche 2-3 Mal nach vorn zu gehen, es gelingt mir aber nicht.

Am Beginn der dritten Runde wird es dann doch deutlich langsamer, die nächsten Schwimmer vor uns aber recht weit weg. Da taucht an der Boje plötzlich Rado von hinten auf, er zieht an uns vorbei und will sich absetzen. Nicht mit mir, also hinterher! Ganz schaffe ich es nicht, aber nach der letzten Boje erreichen wir doch noch die Schwimmgruppe vor uns, was ich nie gedacht hätte. Danke Rado für diese Lektion!

So steige ich direkt hinter einer anderen Frau aus dem Wasser, höre auch jemand "4. Frau" rufen – darauf verlassen kann man sich nicht. Jedenfalls überwechsle ich diese Konkurrentin, sie wird mich auch nicht mehr überholen. Auf dem Rad läuft es gut an, Rado hat auch länger gewechselt und kommt bald vorbei. Heiko saust vorbei. Gar nicht viel später ist Tobias neben mir: "Wo ist Rado?" – "Da vorn irgendwo!". Er tritt rein, ich rufe ihm noch ein "Denke ans Laufen hinterher!" zu. Dann ist es recht unterhaltsam auf der Radstrecke, ab und zu überholt mich einer, aber verschwindet nicht gleich am Horizont wie in den Jahren davor. Daniel kommt vorbei, kurz darauf überhole ich Moritz, der diese Situation schon vor dem Start befürchtet hat.

Nach der ersten Radrunde realisiere ich: mich hat noch keine Frau überholt. Gut. Aber ich habe auch keine Frau überholt. Schlecht. Gerade drüber nachgedacht, entdecke ich vor mir eine Frau mit schwerem Tritt und ziehe vorbei. Nur ein kurzes Glücksgefühl, denn von hinten zieht eine andere Frau im schwarzen Anzug vorbei, kurz darauf noch eine in leuchtenden Farben. Ich sehe die beiden noch lange vor mir und beobachte wie sie sich gegenseitig überholen. Was für ein Kraftakt, lass sie mal machen. Bunt wird später auf dem Treppchen ganz oben stehen, schwarz steigt nach dem Rad aus.

Die Hitze auf dem Rad vertrage ich ganz gut, auch unter dem Helm keine Probleme – außer gewisse Gedächtnislücken was die Streckenführung angeht ("War ich schon in Straupitz oder nicht?"). Der Radcomputer sagt "37,7 °C"!!!

Kurz vor Ende der Runde überholt mich Achim, er wird aber nicht finishen. Ich realisiere, dass mich Alexandra vom Tri Team nicht wie in vergangenen Renen eingesammelt hat. Dass sie schon längst aus dem Rennen ausgestiegen ist, erfahre ich erst hinterher. So geht es in die Laufschuhe. Gele eingepackt, auch wenn ich weiß, dass ich bei der Hitze davon keines Anrühren werde! Beim Überqueren der Straße sehe ich Jörg auf dem Rad ankommen, bin aber schon mit meiner Laufstrategie beschäftigt:

Schön lockeres Tempo angehen: auf jeden Fall vermeiden, dass es zum Gehen, Stehen bleiben oder gar Umfallen kommt, egal was die anderen auf der Laufstrecke machen. Wo ich mich im Gesamtfeld befinde ist völlig unklar, das nimmt etwas Druck raus. Es geht 2 Kilometer gut, dann lechzt der Körper nach Wasser und ich schleppe mich zur Versorgungsstation. Dort abkühlen, trinken. Danach geht es ganz gut weiter. Gut? Also wie man so schön sagt: "Den Umständen entsprechend gut." Ich überhole Sven, der geht. Versuche ihn zu motivieren, aber er wird aussteigen. Vorbei an der Wechselzone, viel motivierende Zurufe. Dann ist die erste Runde geschafft, und es gibt wieder Wasser.

Ich passiere zwei gehende Athleten, wovon einer sagt "ich musste mich noch nie so quälen". Darüber grübele ich etwas: also entweder quäle ich mich Im Moment zu wenig oder im Training manchmal zu viel, oder der Typ macht was falsch. Da ich gerade die bessere Performance zeige, ist es wohl letzteres. Überhaupt ist es eine große Motivation weiterzulaufen, dass ich mehr Sportler überhole als umgekehrt. So geht es bis zum gleichen Punkt ganz gut, trockene Lippen – Versorgungstation im Visier. Geschafft, Dusche, Schwamm, Wasser, Cola das ganze Programm und dann weiter laufen.

Auf der dritten Runde sehe ich Tobias vor mir und komme deutlich näher ran, von hinten kommt Jörg vorbei. Ich versuche etwas mitzuhalten, aber das Blut pulsiert in den Ohren. Deutliches Zeichen, dass ich am Anschlag bin und schon kommt wieder die trockene Zone. Was bin ich froh, dass dem Veranstalter das Wasser nicht ausgeht – großes Lob. Dann ist es nur noch eine Runde. Ich passiere Domenic, und nähere mich Moritz, den ich dann aber nicht mehr einkriege. An der letzten Versorgungsstation überholt mich eine Frau – déjà vu: Christiane hat mich genau hier im letzten Jahr überholt, aber schon eine Runde eher. Das macht mich stolz, auch wenn ich sie wieder ziehen lassen muss.

Das Einbiegen in den Zielkanal ist diesmal noch befreiender als sonst. Ich vernehme die Ansage: 3. Platz gesamt. Die Gewinnerin ist aus der Schweiz, Christiane aus dem Norden und so bleibt für mich der Titel "Berlin Brandenburger Meisterin". Ziemlich cool (wenn man das Wort an so einem Tag überhaupt benutzen darf). Um bei dem Thema zu bleiben: als Gewinn gab es einen Saunagutschein.

Bleibt noch zu erwähnen: ich war vor Mariusz im Ziel. Er hat damit die Berechtigung dienstags weiter in der Mädchengruppe zu laufen, ich scheine davon wohl zu profitieren.

zurück zum Bildbericht

 


© TriGe Sisu Berlin; 19.6.2019