Asics Grand 10 12.10.2008

von Michael Bayer

Mein erster Frauenlauf

Am Ende bin ich mit dem 171. und dem 173. Athleten um die Wette gelaufen. Weshalb bin ich also angetreten wenn nicht um den Sieg zu erringen? "Altersklassensieger?" Da auch die etwas weiter vorne im Feld mitlaufen, muss ich etwas anderes finden! "Mich selbst zu besiegen?" Schon tausend mal gemacht! "Gegen die Uhr zu laufen?" Nur das alleine wäre zu wenig um sich derart weh zu tun. Manchmal laufe ich insgeheim gegen meine Vereinsmitglieder. Funktioniert aber nicht immer, denn von denen laufen einige auch wieder ganz vorne mit. Also den Wettbewerb noch weiter eingrenzen und zwar so weit, dass man faktisch nicht mehr verlieren kann.

So geschehen beim "1. ASICS Grand 10". Keine Chance für mich auch nur einen Blumentopf zu gewinnen, weswegen ich schon im Vorfeld meine eigenen, persönlichen Gegner finden wollte und musste. Glück hatte ich bei dieser Suche schon am Freitag vor der Startnummernabholung, bei einem kleinen Schwätzchen mit einer Triathletin aus einem anderen Berliner Verein. Abgesehen davon, dass sie mich in allen Disziplinen an die Wand schwimmen, fahren oder laufen würde, ihr nettes und oft gezeigtes Lächeln machte sie nicht nur interessant sondern auch charismatisch. Kurzum, gegen ein bisschen mehr Schwatzen bei einem Cafe au lait hätte ich nichts gehabt. Hier war also mein Gegner, kein Gegner der mich besiegen konnte sondern einer bei dem der Einsatz zwar hoch war ich aber nur gewinnen konnte. Unser Deal: "Ich laufe persönliche Bestzeit von unter 42 Minuten und darf sie im Erfolgsfall auf einen Becher Isostar im Zielbereich einladen."

Meine bisherige Bestzeit liegt bei 44 Minuten und ich war entschlossen nichts dem Zufall zu überlassen. Nochmal Glück gehabt: "Ich laufe heute gegen die Wand. Entweder es reicht bis zum Ziel oder ich muss eben vorher aussteigen" war am Sonntagmorgen Mathias' Begrüßungsansage. Die angepeilte Zeit stimmte ungefähr, weswegen ich ihn kurzerhand zu meinem "Frauenbeauftragten" erklärte. Unser Deal: "Schafft er es mich unter 42' ins Ziel zu ziehen bin ich ihm etwas schuldig, das gegen meine Natur spricht… nie wieder nerven."

Die wirklichen Probleme des Tages ließen sich aber unglücklicherweise nicht mit Spaß sondern nur mit Ignoranz und einer großen Portion Schwachsinnigkeit bewältigen. Schon beim Einlaufen vor dem Schloss Charlottenburg war klar, dass meine Verletzung im Fuß nicht auskuriert war und ein 10km Lauf auf Bestzeit sicher alles andere als hilfreich ist. Naja, Probleme ignorieren kann ich ganz gut.

Über das Rennen gibt es nicht viel zu berichten. Nachdem ich mich mit dem Frauenbeauftragten über 4:20 min gemeinsam durch den ersten Kilometer geboxt hatte ging es in einem Tempo weiter, dass schon auf der Laufbahn als ambitioniert bezeichnet werden kann. Auf meinen Hinweis, dass wir gerade deutlich unter 4:00 min unterwegs sind erfuhr ich, dass wir ja auch bergab laufen. Ach so, hatte ich gar nicht bemerkt? Aber dann ist es ja ok! Trotzdem musste ich ihn nach Kilometer 2 ziehen lassen, seine Wand war diesmal eben deutlich schneller als meine. An den Kilometer den der Lauf durch den Berliner Zoo führte kann ich mich auch nur verschwommen erinnern, Tiere habe ich jedenfalls nicht gesehen. Das lag aber vielleicht auch daran, dass ich zu dem Zeitpunkt mit dem Kopf immer wieder gegen meine eigene Wand geknallt bin aber für den Becher Isostar da unbedingt durch musste. Mein Fuß tat die ganze Zeit weh und hat trotz konzentriertem Ignorieren genervt. Und Uwe der hier auch für seine Bestzeit angetreten und plötzlich 500 m vor dem Ziel neben mir aufgetaucht ist, hat mich noch in meinen schwächsten Moment erfolgreich für einen Endspurt motivieren können.

Weit früher im Rennen habe ich allerdings einen anderen Sieger getroffen, die Triathletin, mein Wettpartner und Isostar-Date. Gekommen um die 40 Minuten Schallmauer zu durchbrechen musste sie bei Kilometer 8 aussteigen und am Straßenrand alle anderen an sich vorbeiziehen lassen. Sicherlich ist das nicht der Moment in dem man sich als Sieger fühlt. Man kann es sehen wie man will, aber morgens aufzustehen um ohne Ausreden gegen die eigene Bestleistung anzutreten und die Chancen der Niederlage höher gegen sich zu haben als die des Triumphes ist schon ein kleiner Sieg für sich. Dabei zu straucheln ist keineswegs verlieren. Gewonnen habe aber auch ich! Wieder einmal die Erkenntnis zum Beispiel, dass man gewinnen und dabei auch verlieren kann. Die Einladung zum Becher Isostar habe ich gewonnen, die nächsten zwei bis drei Wochen Laufen im herbstlichen Grunewald, auf Grund eines nun ständig schmerzenden Fußes, dagegen verloren. Aber! Der Becher Isostar war es wert, die Bestzeit zum Saisonende war es wert, der Spaß aus der Sinnlosigkeit des ganzen war es wert und die Glückwünsche zur nicht überragenden aber trotzdem guten Leistung waren es wert.

Platz    M    W   Name              AK  Pl 	Verein       Zeit
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  84    80        Grimmer,Mathias  M40 	21  Sisu Berlin  39:17
 172   164        Bayer,Michael    M30 	24  Sisu Berlin  41:41
 178   169        Lieben, Uwe      M45  19  Sisu Berlin  41:44
 522   481        Teschner,Bertram M30  64  Sisu Berlin  45:43
1481         226  Teschner,Nana    W30  38  Sisu Berlin  52:30
1619  1346        Lebbing,Jochen   M45 252  SISU Berlin  53:16
1822         347  Tali,Carola      W35  54  SISU-Berlin  54:38
1823  1476        Neundorf,Olaf    M35 213  SISU-Berlin  54:38


© TriGe Sisu Berlin; 15.10.2008, 23.10.2008