von Moritz v. Wysiecki
Im letzten Jahr ohne Probleme aufgestiegen, wollten wir uns dieses Jahr in der 1. Liga beweisen, wohl wissend, dass dort ein ganz anderer Wind wehen würde. Auf Grund dessen wurde das Team auch noch verstärkt, und wir waren optimistisch die neu erfundene Vorrunde zu überstehen und als Zehnter in die Endrunde zu rutschen. Es sollte jedoch alles ganz anders kommen.
Die erste Hiobsbotschaft erreichte Berlin schon im Winter. Stefan Sünder hatte sich beim Skifahren verletzt und hat mindestens drei Monate Trainingsausfall. Mit zunehmender Saisonnähe wurde immer unwahrscheinlicher, dass Stephan Hintze uns verstärkt. Er hatte einen Studienplatz bekommen und musste von da an die Doppelbelastung Fulltimejob und Uni bewältigen. Zwei Wochen vor dem ersten Wettkampf in Gladbeck stand die Mannschaft mit Tobias Dilling, unserem flinken Junior, der bei diesem Sprint bzw. Supersprintmodus starten durfte, Phillip Lorenz, über Zweitstartrecht bei uns im Team, Stefan Sünder, der nach Reha und viel Trainingsfleiß den Anschluss geschafft hatte, Carsten Birkholz und mir fest. Dann kam jedoch so etwas wie ein Todesstoss. Stefan bekommt für das Gladbeckwochenende nicht frei. Er arbeitet bei der Polizei und musste in Bereitschaft bleiben. Sehr schön. Nach vielen Telefonaten und Überlegungen holten wir Björn Grieger ins Team, ein Potsdamer, der mit Zweitstartrecht im letzten Augenblick noch zu uns gekommen ist.
Jetzt konnte es aber wirklich losgehen. Am Samstag Morgen machten wir uns mit zwei Autos die 500km Richtung Gladbeck auf. Nach obligatorischen Verfahrern im Ruhrgebiet kamen wir noch rechtzeitig um die Wechselzone zu besichtigen und die Strecke abzufahren. Nach Abendessen und einem Nachtspaziergang erwarteten wir gespannt, motiviert und optimistisch den nächsten Tag.
In Gladbeck wird von jedem Athleten zunächst ein Supersprint in Läufen zu 20 Mann absolviert. Am Nachmittag geht dann das Team gemeinsam auf eine Sprintdistanz. Diese wird als Jagdrennen ausgetragen, bei dem die Teams nach den Zeiten starten, die sich aus den addierten Ergebnissen vom Vormittag ergeben.
Unsere Reihenfolge war Björn, Tobias, Carsten, ich und Phillipp. Da in den ersten Läufen erfahrungsgemäß die Schnellsten starten, haben wir unsere schnellsten Schwimmer in die ersten Läufe gesetzt. Um eines vorweg zu nehmen, wir hätten uns nicht so einen Kopf machen brauchen, wir haben uns alle eine richtige Klatsche abgeholt. Nach dem ersten Wettkampf lagen wir abgeschlagen auf dem letzten Platz. Das Team war völlig demoralisiert. Nach der Erholungspause, in der gegessen und die Beine gelockert wurden, wollten wir uns wenigstens ordentlich aus der Affäre ziehen und noch mal einen guten zweiten Wettkampf als Team machen. Dies gelang uns auch mit einer sehr guten Radleistung und wir konnten einigermaßen zufrieden nach Hause fahren. Wir haben unser Bestes gegeben, mehr war nicht drin.
Zwei Wochen nach dem G-Punkt (in Anlehnung an Ralf Ebli, der für das letzjährige Wetcupdebakel in Florida den F-Punkt erfand) stand Stuttgart an. Ein Wettkampf, der gleichzeitig auch Deutsche Meisterschaft war und uns mit seiner anspruchsvollen Radstrecke eigentlich liegen sollte. Vorneweg konnten wir den nächsten Ausfall vermelden mit Olli Presser, der extra für die kommenden Wettkämpfe noch einmal ins Trainingslager gefahren war, sich dort jedoch den Arm verletzte und nun erst einmal ausfällt.
So bestand unser Team aus Dirk Naparty, Phillipp Lorenz, Carsten Birkholz und mir. Wir freuten uns auf einen Wettkampf mit internationaler Konkurrenz und vor allem auf die Radstrecke mit einer acht Kilometerrunde, auf der ein 18 Prozenter fünfmal zu bewältigen war. Am Freitag angekommen fuhren wir gemeinsam die Strecke ab, und befanden den Berg, der nicht der einzige war auf der Strecke, als gar nicht so steil. Wir sollten uns täuschen.
Voll motiviert und entschlossen, uns von nun an von Wettkampf zu Wettkampf zu steigern, fuhren wir Samstag schon früh zum Start. Um 9.15 Uhr starteten die Frauen, und wir wollten uns den Schwimmstart und andere Besonderheiten noch einmal ansehen. Schon morgens wurde klar, das heute bei unserem Start um 12.15 Uhr mit einer Hitzeschlacht zu rechnen ist. Dementsprechend viel wurde schon vorher getrunken und der Schatten nur verlassen, wenn es unbedingt nötig war.
Für den Start hat sich das Team entschieden einen etwas weiteren Weg zu wählen, um den Schlägereien in dem 155-Mann-Feld aus dem Weg zu gehen. Das klappte, man verpasste aber die schnellen Beine und hatte schon nach der ersten Runde einen ordentlichen Rückstand. Als erster aus dem Team entstieg ich den Fluten und machte mich auf ein schnelles Aufholrennen gefasst. Allerdings als ich auf dem Rad saß, war nur Jackie Heiner aus Halle bei mir und der konnte oder wollte in den ersten Runden einfach nicht mitfahren. So holten mich die Teamkollegen Birkholz und Lorenz bald ein und in einer größeren Gruppe schickten wir uns an noch etliche schwache Radfahrer einzuholen. Ich hielt mich auf den letzten beiden Runden aus der Führung fast raus, um eventuell beim Laufen noch ein paar Plätze gut zu machen. Nach einem schnellen Wechsel stürmten Carsten und ich aus der Wechselzone, jedoch immer auf das Einteilen der Kräfte bedacht. Auf der 2,5 Kilometerrunde stand mittlerweile die knalle Sonne und so gab es jede Menge Aufgaben und Ausfälle. Carsten hatte beim Laufen einen sehr guten Tag und sammelte noch einige ein. Phillipp und ich, erneut wie in Gladbeck die gleiche Laufzeit konnten auch fast alle aus der Radgruppe hinter uns lassen und machten Plätze gut. Dirk hatte an diesem Tag ein einsames Rennen. Schon nach dem Schwimmen hatte er nur einen Gefährten, der ihn dann auch noch auf dem Rad stehen ließ. So musste er das Rennen allein bestreiten, Respekt für diese Leistung.
Mit dem Team sind wir wieder letzter geworden. Diesmal haben wir aber alle ein gutes Rennen gemacht und hatten Spaß an einem toll organisierten Wettkampf.