von Sascha Kaschewsky
Nach fast einem Jahr ging ich bei meiner zweiten Olympischen Distanz an den Start. Der Edersee Triathlon in Hessen (Kasseler Berge) wurde mir als landschaftlich schöner, familiärer und anspruchsvoller Triathlon empfohlen.
Schon einige Tage vor dem eigentlichen Wettkampf deutete alles auf ein Neo-Verbot hin. Dies machte mir große Sorgen, weil ich noch nie ohne die Schwimmhilfe außerhalb eines Schwimmbades das Wasser betreten hatte. Ich vermutete, dass sich aus meiner bescheidenen Wasserlage mit Neo eine beschi... Wasserlage ohne Neo entwickeln würde.
Am Wettkampftag wurden dann, wie befürchtet, meine Alpträume war. Der Neo geht nicht mit ins Wasser. Kurz vor dem Start hatte ich noch in letzter Verzweiflung überlegt, wie ich ein paar Kindern, am Ufer des Sees, ihre Schwimmflügel entwenden könnte, nur so zur Sicherheit. Leider ergab sich keine Möglichkeit die Schwimmhilfen an sich zu nehmen. Gegen 11:35 Uhr fiel dann der Startschuss und ich stürmte mit dem letzten Startblock ins Wasser. Der erste Meter ging ganz gut, aber ab dem zweiten Meter konnte ich nur noch den richtigen Schwimmern hinterher sehen. Nun nur nicht die Ruhe verlieren und einfach konzentriert schwimmen. Die Orientierung klappte sehr gut, was allerdings auch dazu führte, dass ich meine verbliebenen Mitschwimmer gut beobachten konnte. Warum schwammen die alle Brust? Nach einer gefühlten und auch vorhandenen Ewigkeit hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Bereits durch die Brustschwimmer demoralisiert, fragte ich die Helfer am Ausstieg, ob ich zu spät dran wäre. Ein mitleidiges Lächeln und der Zuspruch: "das schaffst du" kam mir entgegen. Okay, es war wirklich übel und ein Blick zurück auf das Wasser bestätigte meine Befürchtung – ich war lahm!!!
Der Vorteil eines langsamen Schwimmens ist jedoch, dass die Wechselzone sehr überschaubar ist. Mein Fahrrad fand ich zwischen den leeren Ständern ohne Probleme. Es ging nun darum den Schaden zu begrenzen. Glücklicher Weise lag vor mir eine äußerst hügelige Bergstrecke mit Steigungen bis 14 %. Hier wurde der ein oder andere Opfer der Hitze und Berge. Der Wettkampf nahm richtig Fahrt auf und mich überholte keiner auf der Radstrecke (waren ja auch nicht viele hinter mir aus dem Wasser gekommen).
Nach der Radstrecke schmerzten meine Beine und auch die 38 Grad halfen nicht mein Wohlbefinden zu verbessern. Meine eigentliche Paradedisziplin, das Laufen, wurde zu einem Kampf gegen den Kopf (sofortige Kapitulation oder noch einen Schritt weiter und sehen, ob ein weiterer geht). Ich kämpfte mich so durch die 10 km und konnte immer wieder andere Teilnehmer hören, die vor Krämpfen brüllten. Es hörte sich wie eine Schlachtung auf der Laufstrecke an. Irgendwann sah ich endlich die Ziellinie und leider auch die Uhr (ich hatte keine um). Nach 2.47 Stunden erreichte ich das Ziel, was weit von meinen Vorstellungen eines schnellen Wettkampfes entfernt war. Der Tag war für mich gelaufen. Die Moral war am Boden.
Zu Hause wollte ich das Desaster noch mal analysieren. Wie konnte das passieren? Während ich versuchte, mit Weizen meinen Frust herunterzuspülen, öffnete sich die Ergebnisliste. Ich war auf dem 11. Platz und erster in meiner Altersklasse. Aus dem Frustweizen wurde ein Siegesweizen mit Beigeschmack: Nach dem Schwimmen 40. Platz (33:29 min), nach dem Radfahren (knapp 1:32 h) schon 20. Platz und nach der drittschnellsten Laufzeit (41:42 min) noch ein paar weitere Plätze geholt. Schade um die Siegerehrung.