Halbmarathon Halle/Saale 7.9.2008

von Michael Beyer

Projekt „95"

Halle/Saale, 18°C, drückende Hitze ... und meine zerzauste Frisur ist unter der Laufmütze versteckt und mir völlig egal. Ich stehe an der Startlinie zum 7. Mitteldeutschen Halbmarathon und bin umgeben von Fichtennadelduft und anderen ätherischen Ölgerüchen. Um mich herum wieder die typischen Gestalten eines Halbmarathons, alte dürre Männer mit denen ich mich besser nicht anlege, Hobbyläufer mit Trinkgurt, Handytasche oder IPod- Armschnalle auf dem Weg zur Fitnesswelle (von denen mich später noch ein, zwei abziehen werden) und die Athleten, die bei den hier ausgetragenen Norddeutschen Meisterschaften starten.

Das Rennen selbst begann mit einer 800m Schleife durch die Innenstadt und führte somit nach ein paar Minuten wieder an den Zuschauern im Start/Zielbereich vorbei. Scheint mir, als wollte hier jeder vor seinen persönlichen Fans vorne glänzen, jedenfalls erinnerte mich die Runde eher an die Stampede einer durchgeknallten Kuhherde als an einen Halbmarathonstart. Mir egal, bei mir piepte im Anschluss wenigstens keine Uhr Alarm, dass mein Bypass gerade grenzbelastet wird. Da ich aber bis Kilometer 8 auch keinen Kilometermarker gesehen habe, wusste ich bis dahin auch nicht, wie schnell ich unterwegs gewesen war. Meinem erst kürzlich wieder aufgenommenen Training nach sollte ich mich zwar mit 4:45 min pro Kilometer zufrieden geben, mein Ehrgeiz, die Lust auf Schmerzen und Projekt 95 verlangten aber von mir mindestens 4:30 min zu versuchen. Im Nachhinein war die Stampede also genau in meinem Sinn.

Die Freude am scharfen Anfangstempo konnte ich dann bei Kilometer 10 auch voll auskosten. Meine bis dahin gelaufene Zeit von etwas über 43 Minuten ließ nach meiner Hochrechung auf eine Endzeit von 1:33 und somit 2 Minuten unter meiner persönlichen Bestzeit hoffen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich schon zu dem Zeitpunkt für die einfache Rechnung von 43 min x 2 + 5:00 min ca. 2 Kilometer und drei Versuche gebraucht habe. Es rechnet sich eben doch nicht so leicht mit Atmung und Puls am Anschlag.

Die Strecke führte anschließend noch durch die verschiedenen Parks Halle's und entlang der Saale immer mal wieder über pfützenreiche Wege, die es zu umkurven galt. Hier habe ich gelernt, schaut man sich die Pfützentechniken der verschiedenen Läufer an, dass man auch hier noch viel verbessern kann. Der Jogger versucht um alles herumzulaufen um nicht nass bzw. dreckig zu werden. Leider verirren sich diese Zeitgenossen dann schon mal in die Bahn eines Überholenden oder führen eine Pfützenpolonaise zusammen mit den Mitstreitern an. Die etwas cooleren Läufer rennen einfach durch alles durch und freuen sich über die Zeit, die man damit einspart und vielleicht auch über die Spritzer, die man den Ausweichern rechts und links einschenkt. Die Königsklasse allerdings sind die Läufer, die über alles drüberspringen und dabei aussehen wie Bambi auf der Flucht. Ich selbst habe versucht zur Königsklasse zu gehören, denke aber, dass ich mich durch meine zuweilen zu kurzen Sprünge zwischen der ersten und zweiten Klasse einsortieren muss.

Last but not least, gab es noch die Kilometer 18 und 19. Ich war ja immer noch, wie Eingangs erwähnt, auf einem recht guten Kurs, was meine Zielzeit angeht. Dumm nur, dass ich mir bei Kilometer 15 nicht meine Geheimwaffe mit Vanillegeschmack in den Mund quetschen wollte, da ich Angst hatte, mein Körper würde bei 175 Pulsschlägen pro Minute auch ein Gel nicht wirklich freundlich und friedlich empfangen. Also hatte ich bei besagten Kilometern einen Einbruch, der nicht nur weh tat (was ja ok ist), sondern auch Zeit gekostet hat. Und zwar soviel, dass ich am Ende bei 1:36 h über die von sehr vielen Zuschauern flankierte Zielgerade gerannt bin.

Fazit: Mit Falk Cierpinski, ein Name, der sicherlich dem einen oder anderen Triathleten noch bekannt ist, ist der Lokalmatador und einer von Deutschlands Topläufern Sieger geworden. Ich auf jeden Fall bin glücklich über meine Endzeit. Nicht glücklich bin ich aber über die viel versprechende Zwischenzeit, die ich am Ende doch nicht halten konnte. Und Spaß hat mein Heimspiel in Halle sowieso gemacht.

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Platz AK   Name              AK     Verein      Zeit
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  1   (1)  Cierpinski, Falk  M30  SG Spergau   1:08:26
159  (16)  Bayer, Michael    M30  Sisu Berlin  1:36:17
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© TriGe Sisu Berlin; 14.9.2008