Ergebnisse Berlin-Marathon 27.9.2014

von Jörg Zotzmann

Ende September in Berlin, da sind an jeder Ecke und zu jeder Tageszeit Läufer zu sehen, beim letzten Training vor dem Marathon. Wenn ich die Läufer sah, ging mein Puls auch gleich ein bisschen höher, denn auch ich war einer der Auserwählten, der einen Startplatz für die 41. Auflage des Berlin-Marathon zugelost bekam. Verletzungsbedingt war ich erst im August ins Training eingestiegen und hatte den Marathon eigentlich schon ausgeschlossen. Der BerlinMan als meine erste Mitteldistanz lief nach nur vier Wochen Training allerdings unerwartet gut. Drei lange Läufe später war ich mir sicher, dass ich unter 4 Stunden durchkommen kann, auch wenn es hinten raus schmerzhaft werden würde. Ich sagte mir zwar noch, ich kann immer noch bei 30 oder 35 km raus gehen, aber irgendwie war ich doch auf die Medaille scharf. Dann wurde auch noch spätsommerliches Wetter angesagt und die Vorfreude entsprechend groß.

Sonntagmorgen war herrlichstes Laufwetter mit knapp über 10 Grad, blauem Himmel und Windstille. Im Startblock fantastische Stimmung, jeder wippte zur Musik mit, das Blut voller Adrenalin und die Beine wollten nur noch losrennen. Die ersten 10 km liefen nicht so flüssig, als dass ich mich zum lockeren langsamen Laufen hätte zwingen müssen, daher war ich mit der Geschwindigkeit im richtigen Bereich. In der Sonne wurde es dann doch recht warm und ich versuchte, im Schatten zu laufen. Der zweite Zehner lief auch zufriedenstellend mit Kilometerzeiten knapp über 5 min. Es wurde immer wärmer und ich nahm mir jetzt mehr Zeit zum Trinken. In der Yorckstraße sah ich Micha Vonderbank am Rand mit seinem Handy spielen. Na wenn er schon mal da ist kann er mir auch zujubeln dacht ich und rief seinen Namen. Er erkannte mich und von hinten bekam ich dann auch noch meinen persönlichen Jubel.

Im Radio hatte ich gehört, dass der Familienname Jensen in der Häufigkeit unter allen Marathon-Teilnehmern wegen der Teilnahme von ca. 3500 Dänen den Namen Müller auf den zweiten Platz verdrängt hat! Beim Laufen habe ich das gern geglaubt, überall dänische Läufer. Und noch wichtiger: alle 500 m eine lautstarke dänische Fangruppe. Da konnten die Berliner nicht ganz mithalten obwohl ich über die Gesamtstimmung nicht meckern konnte. Insbesondere die Percussion Bands verursachten bei mir wieder unvergleichliche Motivationsschübe und Endorphinausschüttungen. Aber auch Solisten jeder Couleur hatten sich mächtig ins Zeug geworfen, wie z.B. ein ca. 10 bis 12 jähriges Mädchen, das sehr enthusiastisch auf dem Bürgersteig einen Cheerleader-Tanz performte. Da musste ich dann mal kurz jubeln. Das Anheizen hat auch ganz gut funktioniert, immer wenn ich die Arme hob, wurde der Jubel spürbar lauter, genial. Vielen Dank an alle Künstler und Jubler an dieser Stelle für den fantastischen und für die Läufer so wichtigen Support.

Halbmarathonzeit 1:46 war super, das lief auf eine Zielzeit von ca. 3:40 hinaus. Bei km 25 kamen dann jedoch die ersten Ermüdungserscheinungen in den Beinen, früher als erwartet. Auf dem Hohenzollerndamm tauchte ein breites Kreuz mit Sisu-Shirt vor mir auf, der Martin. Wir liefen ein paar Meter zusammen und schwatzten kurz. Dann lief ich mein leicht schnelleres Tempo weiter. Das war sicherlich das erste und letzte Mal, dass ich bei einem Wettkampf schneller war als Martin. Bei km 35 gab mir mein Körper zu verstehen, dass es eine sehr gute Idee wäre, jetzt aufzuhören. Ich ignorierte ihn, die 7 km schaffe ich noch, ich will die Medaille! Auf der Potsdamer Straße wurde ich von einem Läufer angesprochen, den ich überholte. Ach, hallo Radek! Ich wusste gar nicht dass er teilnimmt. Ich setzte mich leicht ab und versuchte, nicht noch langsamer zu werden. Doch mein Körper war sauer auf mich weil ich immer noch lief und ließ es mich spüren. Am Potsdamer Platz gab es Riesen-Jubel, die Schmerzen verschwanden für 300 m, dann hieß es weiter kämpfen. Leipziger Straße, Gendarmenmarkt, gleich geschafft. Am Brandenburger Tor wieder Riesen-Jubel, wieder sind die Schmerzen kurz wie weggeblasen, es war fantastisch. Nach 3:42 lief ich im Ziel ein, war sehr zufrieden und bekam meine wohlverdiente Medaille.

Die schönen Erinnerungen bleiben, die schlechten vergehen mit dem Schmerz. Die Bands und die Zuschauer hatten wieder eine Wahnsinns-Stimmung erzeugt und ich hatte wieder dutzende Kinderhände abgeklatscht, was mir immer eine besondere Freude ist. Auch zur Organisation fällt mir nichts Negatives ein, jede Menge Helfer haben für einen nahezu reibungslosen Ablauf gesorgt. Selbstverständlich werde ich mich um einen Startplatz für 2015 bewerben.

Finisher: 22210 Männer, 6790 Frauen
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Platz  Name               AK   Pl.AK  Endzeit
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    1  Tsegaye, Tirfi     W30     1   2:20:18
       Mesus, Daniela     WH          DNF
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    1  Kimetto, Dennis    M30     1   2:02:57 (WR)
 2980  Towe, James        M35   602   3:17:26
 3318  Yule, Stuart       M45   602   3:19:35
 4284  Morel, Arnaud      M40   967   3:25:33
 7791  Zotzmann, Jörg     M40  1742   3:42:37
14399  Seller, Martin     M30  1849   4:12:55
21299  Scholze, Matthias  M40  4108   5:27:53
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© TriGe Sisu Berlin; 7.10.2014