Bericht 2. Bundesliga in Rathenow 13.6.2004

von David Greve

Strecke: 1,5 - 40 - 10

Fotos: C. Birkholz

Ich haste in die Wechselzone. Ein Freudenstrahlen gleitet über mein Gesicht. Durch meine verplierte Schwimmbrille erkenne ich: Ich bin nicht der Letzte! Hier stehen noch andere Räder. Während ich im Helm nach meiner 10,5-Dioptrien-Brille nestle, um endlich wieder klar sehen zu können, werde ich von irgendwoher angefeuert. Ich brülle ins Irgendwo zurück: "Ich liege doch eh sieben Minuten hinter Claus-Henning!" Zurück kommt die Antwort: "Gar nicht wahr, wenn's hoch kommt sechs Minuten!" Sollte ich gar nicht sooo schlecht geschwommen sein, die anderen gar nicht sooo weit weg sein? Ich stürme die steile Rampe zur Radstrecke hinauf, jetzt kommt mein Wettkampf!

Es folgt die Ernüchterung: Ich bin völlig alleine, ein frisches Brieslein weht mir ins Gesicht und es geht bergauf. Ich überhole ein, zwei andere traurige Gestalten, vor mir taucht eine Gruppe auf. Zwei Kilometer vor der ersten Wende kommen mir die ersten entgegen gerast. D. h. ich muss tatsächlich so sechs Minuten Rückstand auf die Spitze haben. Die klumpt aber mächtig, während es bei mir hier ganz schön einsam ist.

Dann kommt mir Dirk (Naparty) entgegen. Er liegt gar nicht so schlecht und grinst so, als würde er nicht mit Rückenwind 45 drücken, sondern gerade eine lockere Sonntagsausfahrt machen. Kurz vor der Wende kommt dann Gerrit (Wegener). Der sieht nicht ganz so locker aus. Eigentlich ist sein Gesicht sogar vor Anstrengung verzerrt.

Zweite Wende nach 19 km. Hierhin ging's ganz gut, aber ich weiß: Mit Rückenwind verliere ich immer auf die Spitze. Ich kann einfach nicht so schnell drücken. Als ich an der Wechselzone vorbeifahre, schreit mir Carsten (Birkholz), heute unser Betreuer hier vor Ort, die Hucke voll. Eigentlich hat er recht: Heute ist nicht Ringelpiez mit Anfassen sondern 2. BuLi Ost angesagt! Ich reiße mich zusammen und drücke auf die Tube. Ein paar Kilometer später habe ich Gerrit gestellt, an der dritten Wende die Gruppe, die sich schon ewig in immergleichem Vorsprung vor mir dahin lutscht. Die Jungs sind nicht schlecht. Vielleicht sollten sie auf 4er-Mannschaftszeitfahren umsteigen.

Leider kann ich die vier nicht abschütteln und sie rasen nach mir in die Wechselzone. Hier merke ich wieder einmal, was für ein Dummerjan ich bin: Helm erst ab und nur weg am Wechselplatz? Das mache nur ich. Die anderen ziehen ihre Schuhe an und laufen los. Der Helm landet irgendwo, die Startnummer kommt erst im Zieleinlauf nach vorn.

Ich hefte mich an die Fersen zweier Mannschaftsfahrer. Nach einem Kilometer kann ich den einen nicht mehr halten, ich kämpfe mit Seitenstichen, es läuft nicht so. Dann kommt mir auch schon die Spitze entgegen. Ein Jenaer ist vorn. Was macht der Jung? Anstrengung steht in jedem Fall nicht in sein Gesicht geschrieben und hinter ihm rasen die Laufmaschinen heran. Ich erkenne Claus-Henning im weit offenen Cottbuser Trikot, der Blick im Off. Bei km 4 kommt Dirk entgegen. Er hat also auf dem Rad zweieinhalb Minuten auf mich gut gemacht. Nach dem Schwimmen lag er 1,5 Minuten vor mir.

Gen zweiten Wendepunkt wird es langsam besser. Ich habe nicht mehr das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen, sondern langsam "loofts". Erst jetzt fällt mir auf, dass der Typ mit dem traurigen Gesicht, der mir gerade entgegen kommt, Andrej (Pomorzew) ist, unser vierter Mann.

Auf der zweiten Runde kann ich mir noch ein paar andere Athleten schnappen und hadere schwer mit mir: Wie an einer Perlenschnur sind sie alle vor mir aufgereiht, noch zehn Kilometer mehr und ich läge 15 Plätze weiter vorn. Aber nu ist Schluss und ich finishe als 36.. Dirk zweieinhalb Minuten vor mir als 29., Gerrit als 42. und Andrej als 51.. Unser Endresultat: 9. Platz von zehn Mannschaften. Vorne liegt überlegen Cottbus, dahinter der SCCBG und auf Platz drei gleichauf Potsdam und Dresden 1. Schon um diesen 9. Platz zu halten, werden wir hart arbeiten müssen, denn nach vorne ist viel Luft, nach hinten aber nicht.


© TriGe Sisu Berlin; 4.7.2004, 21.8.2004