5. Pro Potsdamer Schlössermarathon am 1.6.2008

von Michael Bayer

Potsdam de Sable

Zugegeben, es gibt nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen Marokko und Brandenburg. Beim 5. Pro Potsdamer Schlössermarathon am 1.6.2008 zählten die gleißende Sonne, der - laut Ben Wettervogel -direkt aus der Sahara kommende Südwind und die staubigen Laufpfade allerdings dazu. Natürlich muss man auch zugeben, dass beim großen Namensvorbild keine Kleingärtner mit Wasserschlauch an der Strecke stehen um rotglühende Läufer, auf der Jagd nach persönlichen Rekorden oder dem nächsten Kreislaufkollaps, abzukühlen. Auch gibt es in der marokkanischen Wüste keine Villenviertel die ab und zu ein wenig Schatten spenden. Da ich aber endlich meine persönliche Bestzeit beim Halbmarathon um ein paar Sekunden unter 1:35 Stunden schieben wollte waren mir solche Vergleiche egal und entsprechende Hitzewarnungen wurden ignoriert.

Als um 9 Uhr die ca. 900 Marathonstarter und 2.300 Halbmarathonstarter auf die Strecke geschickt wurden, haben weder ich wohl noch die wenigsten anderen gewusst was das Rennen für Überraschungen bereithält. Meine erste ganz persönliche Überraschung war, dass ich mich mit 50 Metern hinter der Startlinie einfach zu weit hinten im Feld eingereiht hatte. Man konnte hier sicherlich gute Schwätzchen mit den verschiedenen Potsdamer und Berliner Laufclubs halten, meinen übertriebenen Ehrgeiz und die folgende Flucht nach vorne fanden aber nicht sehr viele toll. Jedenfalls habe ich mir beim Vorbeidrängeln auf dem ersten engen Kilometer den einen oder anderen Ellenbogen eingefangen.

Meine zweite Überraschung erlebte ich als ich einsehen musste, dass Laufen in der Sonne eben doch schneller weh tut. Und wenn es dann noch über Kopfsteinpflaster und staubige Schotterpisten im Park Babelsberg und der Berliner Vorstadt geht und alle Läufer, außer der Erste, den Staub auf der Zunge schmecken glaubt man wieder durch die Wüste zu laufen. Die Sonne jedenfalls gab mir das Gefühl die angebotenen Trinkbecher mit auf den Weg nehmen zu müssen um zwischen den Stationen nicht ständig jedem Tropfen Wasser hinterher zu trauern.

Die Strecke an sich führte dann noch über den einen oder anderen Stock oder Stein und hätte damit einem kleinen Cross- Country Lauf Ehre machen können. Um in den Schlosspark Sanssouci zu kommen musste man zum Beispiel durch ein kleines Gartentor springen um anschließend 10 Meter im kniehohen Grass zum nächsten Weg zu laufen.

Schlussendlich musste ich wegen einer Vielzahl von Gründen von meinem Ziel abweichen und mich mit einer 1:40 zufrieden geben. Der Sieger des Halbmarathon ist mit einer Zeit von 1:10 h im erwarteten Rahmen, der Sieger des Marathon musste mit 2:31 h sicherlich noch mehr gegen die Hitze kämpfen und entsprechend Körner lassen.

Fazit: Der Potsdamer Schlössermarathon bzw. Halbmarathon ist sicherlich ein schöner Lauf mit seinen abwechslungsreichen Vorort- und Parkpassagen, allerdings sollte man hier nicht auf große Rekordjagd gehen. Die teilweise holprigen Wege und vielen Kurven auf der Strecke verhindern, dass man "seinen" Rhythmus laufen und somit Bestzeiten angreifen kann. Die Verpflegung wäre für mitteleuropäisches Klima sicherlich ausreichend gewesen, wobei die Hitze dem am Ende entgegenstand.


© TriGe Sisu Berlin; 18.6.2008