von G. Wegener
Berlin, Mitte Mai 2006. Die seit vielen Jahren beschworene Klimaerwärmung scheint derzeit einen weiten Bogen um unsere Stadt zu machen. Es sind nur noch zwei Wochen bis zum Team-Triathlon.
Auf Nachfrage bei David stellt sich heraus, daß ein Team von Sisu bislang nicht zustande kam. Waren es einst drei Herren- und mindestens eine Damenmannschaft, so werden wir dieses Jahr wohl nur mit Mühen überhaupt an den Start gehen können. Auch bei mir sind die Zweifel groß. Sollte dies nach meinem längst verjährten Start beim legendären Volkstriathlon an der Krummen Lanke erstmals wieder ein Wettkampf werden, bei dem ich mir nach dem Schwimmen mühsam ein Paar Socken anziehe und gar noch ein langes Trikot?
Doch jene Gedanken scheinen am Tag des Wettkampfes längst überholt. Die Sonne brennt und dementsprechend munter machen sich drei Sisus auf den weiten Weg per S-Bahn in das ferne Straußberg. Noch vor zwei Tagen war die Mannschaftsaufstellung ungewiß, doch nun hat David noch Thomas überzeugen können und das Last-Minute-Team ist komplett. Unsere Form? Wir rechnen uns gute Chancen aus, nicht letzter zu werden. Obgleich dann natürlich noch die Hoffnung auf einen Trostpreis bestünde. Thomas und ich teilen vor allem die Angst vor den 40 Radkilometern. Wir überlegen schon, wie wir im Sog von David mithalten sollen und malen uns größte Horrorszenarien aus, was geschehe, wenn uns der gestählte Langdistanzler abhängen sollte.
Um 14Uhr stehen wir wieder auf dem einsamen Bahnsteig in Hegermühle. Ein einsames Gleis im Walde, dazu als Relikt seliger Zeiten der Volksgenossen eine Sprecherkabine. Tiefe Ruhe und die wenig aufbauende Ansage aus knasterndem Lautsprecher, daß der Zug Richtung Berlin aufgrund eines Notarzteinsatzes Verspätung habe. Doch dies ist nun fast gleichgültig: wir haben die 3x500m Schwimmen (nach Zeitmessung der besten Schwimmer wohl doch eher 650m), 42km Radeln und 10km Laufen überstanden. Für den Trostpreis hat es dieses Jahr nicht gereicht - dafür haben wir nach überraschend guter und vor allem auch homogener Mannschaftsleistung als Dritte des Wettkampfes und der Berliner Meisterschaftswertung wesentlich mehr erreicht, als wir erwarten konnten.
Nach dem Schwimmen führte souverän das Damenteam des SC Neubrandenburg rund um Ines Estedt. Erst nach der Hälfte der Radstrecke konnten wir die drei Damen überholen. Als zweite aus den Fluten entstiegen waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits von A3K (Olaf Peschel, Oliver Rott, Ole Ditten) und LTC 3 (Martin Hackmann, Michael Richter, Christian Hoffmann) überholt worden. Den Dritten Platz haben wir dann auch bis ins Ziel behalten.
Eigentlich wollten wir auf der Laufstrecke noch einmal richtig aufdrehen und beide Mannschaften stellen, doch leider sprachen zwei entscheidende Dinge dagegen: David hatte vor dem Start noch von leckerstem Apfelkuchen geträumt; auf der zweiten Laufrunde wollte er diesen auch reichen, doch fehlte leider das Vanilleeis. Unter derartigen Versorgungsengpässen konnte unsere überragende Laufform dann leider nicht vollends zur Geltung kommen. Zum anderen konnten wir es einfach nicht über das Herz bringen - nahezu ohne Training am Start - nun Martin Hackmann vom LTC des kleinen Erfolgsmomentes zu berauben, auch einmal vor uns im Ziel anzukommen. Martin dankte dies mit Freuden über den Sieg. Die Jungs vom A3K kämpften sich wacker auf den zweiten Platz.
Bei den Damen siegte der SC Neubrandenburg (Christine von Ahlen, Juliane Straub, Ines Estedt) mit deutlichem Vorsprung vor LTC 1 (Daniela Neetzel, Julia Leenders, Katrin Burow), Dritte und damit Berliner Meisterinnen wurden Die heißen Schnecken (Yvonne Fiedler, Laure Mannweiler, Verena Oswald).
Am Ende kamen wir mir reichlich Verspätung, dafür aber überglücklich wieder in Berlin an. Schade nur, dass so wenig Sisus es sich gegönnt haben, bei einem Wettkampf mit guten Strecken, viel Teamgeist und super Wettkampf- und Nach-Wettkampf-Verpflegung teilzunehmen.