F60 Triathlon 1.9.2024

von Michael Vonderbank; Fotos Markus Schulze, Klaus Kukura aus der Galerie zum F60-Triathlon

Zusammen mit Hannes und Norman, die über die Kurzdistanz starteten, bin ich bei den Berlin-Brandenburger Meisterschaften über die Sprintdistanz angetreten. Das Wetter war warm, aber nicht zu heiß und auch der Wind blies in Maßen – also gute Voraussetzungen. Ich kannte diesen Triathlon nicht und war zuletzt vor mehr als zehn Jahren im ehemaligen Tagebaugelände, deren Wahrzeichen die riesige F60-Brücke ist, die bis 1991 den Abraum über neun Förderbänder zur weiteren Verarbeitung transportierte. Die Wechselzone befindet sich direkt neben diesem „liegenden Eiffelturm der Lausitz“. Von Mai bis September werden am Wochenende Führungen angeboten.

Inzwischen sieht es dort nicht mehr ganz wie eine trostlose Mondlandschaft aus und es entsteht eine hügelige bewaldete Landschaft.

Der Sprint mit 140 Triathlet*innen – davon waren 18 Männer und Frauen, die zur Berliner Meisterschaft gemeldet - startete eine Stunde vor der olympischen Distanz mit knapp über 50 Athlet*innen.

Womit wir beim Wettkampf wären: Das Wasser war warm und es gab Neoverbot (Was für Starter ab der AK 60 mit den roten Badekappen nicht mehr gilt). Als relativ guter Schwimmer verzichtete ich darauf, weil ich mir ausrechnete, dass die schnellere Schwimmzeit durch die längere Wechselzeit wieder ausgeglichen wird. Das Wasser im Bergheider See ist sehr klar, hat aber einen sehr niedrigen pH-Wert von 3,0, was z. B. das Leben für Fische unmöglich macht und uns Menschen die Schleimhäute in Mund und Nase zusammenzieht und sich bei mir noch Tage später beim Zähneputzen an einer Goldkrone unangenehm bemerkbar machte (kleiner Geheimtipp von Norman: elmex gelée – in der Wechselzone aufgeschnappt). Aber genug gejammert. Die Schwimmzeit war mit 17:45 min – gemessen nach dem langen Weg über den blauen Teppich beim Betreten der Wechselzone.

Die Radstrecke ist toll, außer beim Verlassen des Werksgeländes und der Wende gibt es keine Kurven, der Asphalt ist gut, es gibt keine Steigungen und sie ist nicht windempfindlich. Als schlechter Radfahrer kam ich unter diesen Bedingungen gut durch und 35:07 reichten für die 75- bzw. 15-beste Zeit.

Dann das Laufen. Der VfL Senftenberg als Ausrichter beschreibt die Strecke als rustikales „kleines Schmankerl“. Das ist eine blumige Umschreibung der schwersten Laufstrecke, die ich kenne. Ein Trail auf unbefestigten Wegen mit zwei kurzen heftigen Anstiegen, vielen Schotter- und langen Sandpassagen und als Abschluss über den blauen Teppich vom Schwimmausstieg zur Wechselzone. Ich kämpfte mich mit einer grottenschlechten Zeit von fast 37 Minuten über die beiden Runden von 2,7 km. Der Fotograf stand „natürlich“ auf den wenigen Metern Asphalt:

So lag ich in der Endabrechnung der Berliner Meisterschaften auf dem 17. Platz. Die hatten kuriose Ergebnisse: 12 Sieger und vier zweite Plätze. Das erklärt, warum ich mit 1:32 h Berliner Meister wurde, denn wie viele andere war ich der einzige in meiner Altersklasse, wenn auch nicht der älteste Teilnehmer in der Sprintdistanz. Das war Manfred Schütte aus Moritzburg in der AK 75, der sich auch über die Laufstrecke quälte. In der Gesamtwertung fand ich mich immerhin noch am Ende des zweiten Drittels wieder, was mich dann doch zufrieden nach Hause fahren ließ.

Norman und Hannes beschwerten sich zwar nicht über die Laufstrecke, aber Hannes konnte sich mit seiner Laufleistung trotz des 16. Platzes in 2:45:36 h nicht anfreunden, was vor allem an einer verletzungsbedingten Zwangspause von ein paar Wochen lag und Norman haderte mit seiner Leistung beim Schwimmen und auch beim Laufen blieb er seiner Meinung nach unter seinen Möglichkeiten. Trotzdem war er hochzufrieden mit seiner Zeit unter 3:00 Stunden, was man auf dem Foto deutlich sieht.

Die schwere Laufstrecke schlug sich in allen Ergebnissen nieder. Bei den Männern gewann Franz Löschke von Triathlon Potsdam – ein ehemaliger Profi, der im letzten Jahr Sieger beim Ironman Hamburg war – in 2:05 h mit einem Vorsprung von 14 Minuten(!) vor dem zweiten – Marian Kraemer vom Kölner Triathlon Team und Steffen Herrmann. Auch zwischen den folgenden Plätzen lagen teilweise Abstände von mehr als einer Minute.

Die schnellste Frau war Sophie Schumann vom TSV Cottbus mit 2:31 h. Auch sie hatte einen großen Vorsprung vor Paula Gredig (SC DHfK Leipzig), einer hervorragenden Läuferin mit der insgesamt fünftbesten Laufzeit (50 min) und Jana Morawietz (Neptun 08 Finsterwalde).

Der F60-Triathlon ist fast perfekt organisiert, Jule Adam war mit ihrer sehr klaren, lockeren Moderation überall präsent – von der Wettkampfbesprechung, den Starts bis zu den Siegerinterviews. Die einsamen Helfer auf der Laufstrecke feuerten jeden an und die Verpflegung war gut. Die lange Strecke vom Wasserausstieg zur Wechselzone ist komplett mit einem gut befestigten blauen Teppich ausgelegt. Und nicht zu vergessen die beiden Fotografen Markus Schulze und Klaus Kukura, die auf der Webseite des F 60-Triathlons mehr als 1200 Fotos veröffentlichten, wie die beiden aussagekräftigen Bilder von Hannes und Norman im Ziel. Mir fehlten ein Bratwurststand und vielleicht eine Dusche vor der langen Rückfahrt. Wer ein Fan des Trailrunning ist, dem kann ich den F60-Triathlon bei Senftenberg nur ans Herz legen.

Ergebnisse bei Mika Timing

 


© TriGe Sisu Berlin; 29.9.2024