Bauhaus Marathon Weimar 28.4.2019

von Jörg Zotzmann

Wetter: bedeckt, 12 bis 16 Grad

Dieses Jahr im April war es genau 100 Jahre her, dass Walter Gropius in Weimar die Bauhaus Kunstschule gründete. Anlässlich dieses Jubiläums wurde in Weimar auch der Neubau eines Bauhausmuseums (ein der Kunstrichtung entsprechender Kubus, der nicht so richtig ins Stadtbild passen will) feierlich eröffnet. Und obwohl das konservative Weimar Mitte der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts das Bauhaus aus der Stadt geekelt hat, sind die Weimarer heute stolz darauf, dass Ihre Stadt die Wiege dieser Kunst- und Architekturrichtung ist. So heißt z.B. auch die ehemalige Hochschule für Architektur und Bauwesen seit kurz nach der Wende "Bauhaus-Universität". Zu den aufwändig beworbenen Aktivitäten im Jubiläumsjahr gehört auch der Bauhausmarathon von dessen Durchführung ich als gebürtiger Weimarer aus SCC-Events-Werbung im Zusammenhang mit dem Berlin Marathon erfuhr. Zu diesem Zeitpunkt wusste meine in Weimar lebende Verwandtschaft im Gegensatz zu mir bereits, dass ich selbstverständlich an dem Event teilnehmen werde. Da es sich um einen Jubiläumslauf handelte und nicht abzusehen ist, wann es mal wieder einen Marathon in meiner Heimatstadt geben würde, habe ich mich tatsächlich angemeldet.

Vernünftigerweise haben sich die Organisatoren professionelle Hilfe aus Berlin geholt, um diesen Marathon durchzuführen, so konnte ich mich über den SCC mit meinem Champion-Chip anmelden. Neben der Marathondistanz wurden auch noch ein Halbmarathon und eine Marathonstaffel angeboten. Natürlich stand der Lauf ganz im Zeichen der Kultur. Ein besonders interessantes Feature waren die "Kulturauszeiten" während des Marathons. Dies waren Punkte, an denen die Teilnehmer die Strecke verlassen konnten, um kulturelle Güter wie thematische Führungen, kurze Konzerte oder szenische Darstellungen auf sich wirken zu lassen. Durch Überschreiten von Zeitnahme-Matten beim Verlassen und Wiederbetreten der Laufstrecke konnte die Laufzeit während der Kulturauszeiten unterbrochen werden. Ich habe diese Auszeiten nicht genommen, weil sonst der Wettkampfcharakter des Laufes verloren geht und ich die kulturellen Örtlichkeiten schon kenne.

Nachdem es am Abend zuvor kräftig geregnet hatte, ging es Sonntag 9 Uhr am Bauhausmuseum los, erst durch die Stadt, dann auf zwei verschiedenen Runden aus der Stadt raus und wieder rein. Das Ziel für den halben und den vollen Marathon war auf dem Platz der Demokratie neben der Reiterstatue von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und der nach einem kulturell verheerenden Brand von 2004 wieder restaurierten weltberühmten Anna-Amalia-Bibliothek.

Der befürchtete Regen während des Laufes blieb glücklicherweise aus. Zweimal musste jedoch die Entfernung zwischen zwei Ortschaften auf Feldwegen überbrückt werden, auf denen es noch feucht und teilweise etwas schlammig war. Viel nerviger waren jedoch die Anstiege die zwangsläufig zu bewältigen sind, wenn man die im Tal gelegene Stadt verlässt. Ich bin überall durchgelaufen bis auf zwei kurze Rampen, die so steil waren dass man nur noch gehen konnte. Bei km 30 ging es 2,5 km lang nur bergauf und danach so steil wieder runter, dass selbst bergab-laufen viel Kraft gekostet hat. Insgesamt waren 460 Höhenmeter zu bewältigen, für Thüringer Verhältnisse normal, für Flachlandberliner eine Herausforderung.

Doch auch ohne die Auszeiten gab es jede Menge Kulturelles im Vorbeilaufen zu sehen und zu hören. So ging es auf den ersten Kilometern durch das Stadtzentrum, am Deutschen Nationaltheater vorbei von dessen Balkon ein einsamer Trompeter aus Bizets Carmen spielte. Es ging an Schillers als auch Goethes Wohnhaus vorbei, am Frauenplan improvisierte ein Pianist auf einem Flügel auf einer rollenden Plattform. Natürlich ging es auch am Stadtschloss vorbei durch den Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus und der Einlauf in die Stadt erfolgte nach beiden Runden durch den Park Belvedere und am gleichnamigen Schloss vorbei.

Nach zufriedenstellenden 3:51 Stunden bin ich dann durchs Ziel gelaufen und habe meine wohlverdiente Medaille in Empfang genommen. Die Nachzielverpflegung war übersichtlich mit Wasser, Tee und Bananen. Ich hatte aber auch nur noch 300 m bis nach Hause, Weimar ist eben eine recht kleine Stadt. Ca. 2500 Teilnehmer sind mitgelaufen, darunter 324 Männer auf der Marathondistanz von denen ich 81. geworden bin. Im Nachhinein hat es dann doch Spaß gemacht hier Marathon zu laufen. Mal sehen, wann es den nächsten Jubiläumsmarathon in Weimar gibt und ob ich dann noch laufen kann. 100 Jahre wird es hoffentlich nicht nochmal dauern.

 


© TriGe Sisu Berlin; 9.5.2019