von Dirk Bettge
Mit Datum 13.3.2022 hatten wir nun zwei Jahre Corona im Sport – damals wurden als erstes die Schwimmbäder geschlossen. Mit dem 20.3.2022 sind nun die meisten Schutzmaßnahmen ausgelaufen, einige Dinge wurden auf Landesebene noch für eine kleine Weile verlängert, immerhin ist der Sport größtenteils ohne echte Einschränkungen möglich. Corona hat mit den aktuellen Varianten den ursprünglichen Schrecken verloren, ist aber mitnichten vorbei. In den Seniorenheimen beispielsweise läuft aktuell wieder eine dramatische Welle durch, sowohl bei Bewohnern als auch beim Personal, und das, obwohl praktisch alle mehrfach geimpft sind. Immerhin sind nur wenige Opfer zu beklagen. Ich will damit nur sagen, dass die Wahrnehmung der aktuellen Lage im Alltag durchaus unterschiedlich ausfallen kann.
Doch ist das alles noch vordringlich angesichts des bereits seit einem Monat laufenden Ukraine-Kriegs? Wir wollten nicht glauben, dass dies passiert und dass wir von Russland über die konkreten Absichten ganz simpel belogen wurden, obwohl sich die Vorbereitungen offen vor den Augen der Welt abspielten. Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer, doch nun ist es raus, und die Zeit des Zweifels ist vorbei. Trotzdem sollten wir im Hinterkopf behalten, dass es wie immer kein echtes Schwarz und Weiß gibt, sondern jede Menge kompliziertes Grau. Aktuell sind wir aber überwältigt von dem tapferen Freiheitskampf der Ukrainer, den wir so nicht erwartet hatten. Diesen Mut und diese Todesverachtung kann ich nur zutiefst bewundern, anders kann ich es nicht sagen. Und niemand kann aktuell wissen, wie das alles endet und wann.
Diese neue Situation überlagert natürlich alles, das Arbeitsleben, das Privatleben, den Sport. Wir wissen nicht mehr, was wichtig ist und in welcher Reihenfolge. Flüchtlinge? Bringen wir unter. Klimakrise? Müssen wir auch noch lösen, irgendwann. Bedrohte Arten? Sterben weiter aus. Staatsschulden? Egal. Sport nach Corona? Ja doch, auch das ist wichtig. Besonders die Schüler wissen kaum noch, wie eine Schule von innen aussieht oder eine Sporthalle, bei den Studenten ist es kaum besser. Die (Büro-)Arbeitnehmer pendeln immer noch zwischen Homeoffice und maskiertem Präsenzdienst. Manch einer hat uneigennützig seine Wohnung als Arbeitsplatz gestellt und muss nun feststellen, dass die realen Arbeitsplätze teils dauerhaft eingespart werden, weil das so schön funktioniert. Eine echte Exit-Strategie ist im Arbeitsleben immer noch nicht absehbar, das ist beängstigend.
Bei alledem bietet der Sport immer noch eine Ablenkung, bringt einen auf andere Gedanken, fokussiert dabei den Geist, das war schon immer so. Ich glaube nach wie vor, dass wir das als Korrektiv brauchen und dass der Sport daher weit mehr ist als unnützes Verbrauchen von Zeit. Man setzt sich Ziele oder probiert mal etwas neues aus, z.B. weit Rausfahren mit der Bahn und zurück nach Hause mit Schiebewind von Osten. So viel blauen Himmel und Rennrad-taugliches Wetter hatten wir selten im März, das lässt sich doch gut an. Unser Schwimmtraining ist noch lange nicht wieder so besucht wie vor Corona, da geht noch mehr! Und vielleicht schaffen wir es wieder, eine regelmäßige Radgruppe zu organisieren, die am Samstag um 10 ins Umland fährt...
Unseren Winterduathlon konnten wir nach einem Aussetzer in 2021 wieder durchführen – es war ein Erfolg und hat uns Mut gegeben. Die Planungen für Kallinchen Ende August beginnen jetzt wieder – hoffen wir, dass auch dies wieder ein Erfolg wird!