Hölle von Q 1.9.2019

von Robert Öhring

Nachdem ich nun ein paar Wettkämpfe als Sisu absolviert habe, folgt hier ein kleiner Bericht über meinen Heimattriathlon. Zuerst einmal etwas zum Namen und Wettkampf: Es handelt sich hierbei um einen Mitteldistanztriathlon mit ordentlich Höhenmetern. Die Radstrecke ist mit ca. 1400 hm bestückt, und auf der Laufstrecke sind noch einmal ca. 200 hm auf 21 km zu bewältigen. Hinter der "Hölle" im Titel verbirgt sich aber nicht nur eine zum Teil passende Beschreibung des Wettkampfs, sondern im eigentlichen Sinne ist das schlichtweg der Name der Straße des letzten Laufstückes. Das "Q" steht für Quedlinburg, dem Zielort. Also eigentlich handelt es sich bei dem Titel nur um eine Straße in Quedlinburg oder eben um einen knüppelharten Triathlon.

Insgesamt war es die dritte Austragung. Diesmal sogar als Mitteldeutsche Meisterschaften ausgeschrieben. Der Wettkampf ist noch für ca. 175 Einzelstarter und ca. 75 Staffeln begrenzt, was es doch auf der Strecke sehr angenehmen macht. Nachdem es in den beiden Vorjahren bei mir mit einer Teilnahme nicht gepasst hat, stand für mich fest, dass es in diesem Jahr soweit sein musste. Schließlich führen die gesamte Rad- und Laufstrecke über meine Trainingsstrecken früherer Tage. Leider musste ich feststellen, dass ich nach einigen Jahren an der Ostsee und in Berlin doch nicht mehr so bergfest bin, wie zu der Zeit, als das Mittelgebirge noch vor der Haustür war.

Der Startschuss für die Einzelstarter fiel um 6:35 Uhr an einem kleinem See unweit von Quedlinburg. Die Bedingungen waren an diesem Tag eigentlich optimal, um Sport zu machen, so herrschten morgens 20 Grad Außen- und ca. 23 Grad Wassertemperatur. Man muss, um auf die 2 km Streckenlänge zu kommen, den See im Grunde einmal umschwimmen. Das machte die Orientierung natürlich ein wenig einfacher. Mit meiner Schwimmzeit von 34:46 Minuten war ich sehr zufrieden. Allgemein muss ich sagen, dass der Sprung, den ich im Schwimmen gemacht habe, seitdem ich vor ca. einem Jahr zu den Sisus gestoßen bin, enorm ist. Großer Dank also an dieser Stelle an alle Schwimmtrainer!

Die Radstrecke ist laut Profil ja bis Kilometer 32 "flach". Als "Einheimischer" weiß man aber, dass man trotzdem ein sehr unrundes Fahren mit vielen welligen Passagen zu erwarten hat. Aus dem Grund bin ich das Radstück auch etwas verhaltener angegangen, vielleicht ein wenig zu verhalten sogar. Es folgt dann der erste längere Anstieg von ca. 3 km auf die Rosstrappe. Der lief für mich sehr gut und ich konnte einige der Starter, die mich auf den "Drückerpassagen" überholt hatten, wieder einsammeln. Hier kommt mir mein doch geringeres Gewicht zu gute. Die Abfahrt von der Rosstrappe gleicht sicherlich eher einer Downhillstrecke, als einer Straße. Vor dem Wettkampf wird vor dieser Huckelpiste immer wieder gewarnt. Die Straße ist einfach extrem schlecht und hat teilweise ein Gefälle von 14 Prozent. Ehrlicherweise würde ich hier sogar mit einem MTB mit angezogener Handbremse runterfahren. Der Abschnitt ist aber zum Glück komplett für den Verkehr gesperrt. Man fährt dann nach Thale, und ab hier folgen auf den letzten ca. 40 km noch einmal zwei Anstiege über jeweils 10 km. Hier ist die Strecke auch wieder komplett für den Verkehr gesperrt.

Da man den Anstieg nach Friedrichsbrunn über den Hexentanzplatz zweimal bewältigen muss, befindet sich in Thale auch eines der tollen "Stimmungsnester" an der Strecke. Hier wird Musik gespielt und die Namen der Teilnehmer einzeln aufgerufen und z.T. noch eine Geschichte erzählt. Für mich ging es dann also zum ersten Mal den Anstieg hoch. Das lief eigentlich sehr flüssig, und ich konnte weiter Plätze gut machen. Die Straße ist hier sehr gut und auch komplett für den Verkehr gesperrt. Nach 10 km kommt man an die Wendeschleife in Friedrichsbrunn und fährt dann wieder dieselbe Strecke runter, bevor man dann wieder in Thale wendet, um dann den 10 km Anstieg ein zweites Mal zu bewältigen. Hier hatte ich leider am Beginn des Anstieges für ca. 2-3 km ein erstes Tief. Verpflegt hatte ich mich eigentlich gut, also war es vielleicht die fehlende Berghärte oder einfach ein wenig der Kopf, da man ja nun ein zweites Mal hier hoch musste. Naja zum Glück gehen Schwächephasen in einem langen Wettkampf ja auch irgendwann vorüber. Nach 3:05 h Radzeit kam ich an die Wechselzone. Leider etwas langsamer, als ich mir vorgenommen hatte. Wollte ich doch gerne unter 3 h bleiben.

Auf der Laufstrecke konnte ich doch recht flüssig anlaufen und auf den ersten 4 km gute Kilometerzeiten absolvieren. Aber dann wechselte die Strecke für den Rest des Wettkampf eher in eine Crossstrecke. Es gab viele Kopfsteinpfalsterpassagen, einige Trailanteile und immer wieder Anstiege. Vor allem bis Kilometer 14 war es ein ständiges auf und ab. Bei all der Härte ist dies aber eindeutig der schönste Abschnitt der Laufstrecke. Vielleicht sogar des gesamten Wettkampfes.

Bei Kilometer 14 wartete noch einmal ein Highlight und eines der vielen Stimmungsnester entlang der Strecke. Man läuft hier über den Marienhof und wird von der Schrottband, einer Band von geistig behinderten Menschen, die mit Schrott Musik machen, angefeuert. Sicherlich ein kleiner Gänsehautmoment. Nach Kilometer 15 lief es wieder etwas besser für mich. In Quedlinburg angekommen warteten aber noch einmal ca. 2 km durch die Stadt über Kopfsteinpflasterstraßen und zu guter Letzt noch einmal einen Anstieg auf den Schlossberg. Hier war für mich nur noch gehen möglich. Zuletzt biegt man dann in die "Hölle" ein, wo man passender Weise von einem Teufel empfangen wird, bevor man dann auf dem Quedlinburger Marktplatz vor vielen Zuschauern ins Ziel läuft.

Ins Ziel gekommen bin ich nach 5:40 h. Das hieß für mich Platz 83 von 148 Einzelstartern. Sicherlich nicht die angestrebte Zeit, aber die Laufstrecke hat mir eindeutig den Zahn gezogen und meine angestrebte Zeit unter 5:30 h zunichte gemacht. Schön war es trotzdem!

Fazit: Wer nach einem schönem Saisonabschluss, nicht weit von Berlin sucht, ist hier genau richtig. Die Strecken sind anspruchsvoll, aber landschaftlich wunderschön. Der Wettkampf ist gut und mit viel Hingabe organisiert. Das Teilnehmerfeld ist überschaubar, aber qualitativ gut besetzt. Die Siegerzeit dieses Jahr 4:11 h – aufgestellt von Thomas Springer, der in Rio bei Olympia für Österreich am Start war. Also liebe Sisus – auf in den Harz! Übrigens auch ein schönes Trainingsgebiet

 


© TriGe Sisu Berlin; 11.10.2019