Ironman Hamburg 2.6.2024

von Micha Noll

Für dieses Jahr hatte ich mich wieder in Hamburg angemeldet. Hamburg hat die vergleichsweise kurze Anreise, die Ferienwohnung liegt nur wenige 100 Meter vom Start/Ziel weg. Alles findet in einer Wechselzone statt. Die Radstrecke war durch den Unfall im letzten Jahr in diesem Jahr so verändert, dass man einen Rundkurs ohne Gegenverkehr hatte. Eine sinnvolle Maßnahme.

Die Radstrecke war daher 178 km statt 180 km lang, aber der Unterschied ist ja nicht wesentlich und für alle gleich. Zumal die Wechselzone etwa 1 km lang ist, so dass man diese 2 km dafür zu Fuß mit Rad hat. Im Vorfeld des Rennens gab es die üblichen Termine mit Anmeldung, Wettkampfbesprechung und Check-in des Fahrrades und der Wechselbeutel am Vortag – das übliche Procedere.

Am Sonntag war der Start zum Schwimmen für das Feld der Profi-Frauen um 6:15 Uhr. Die Altersklassen folgten ab 6:30 Uhr im Rolling start, im Vergleich zum in früheren Jahren üblichen Massenstart also ohne Geprügel. Ich hatte mich bei erwarteter Zeit von etwa 1 Stunde einsortiert. Alle etwa 3 Sekunden wurden 2 Starter losgelassen, so dass freies Schwimmen angesagt war. Das hieß dann aber auch letztlich fast immer ohne Wasserschatten. Ich konnte mich im Feld etwas nach vorne arbeiten und war nach 1:01 h aus dem Wasser. Das GPS hat sogar fast 3900 m angezeigt. Schwimmen war also im Rahmen der Erwartung.

Also ab durch eine der weltweit längsten Wechselzonen (nur Wales dürfte durch den Weg durch den Ort noch länger sein) und auf die Radstrecke. Bei dem Kurs von 178 km war mein Plan eine Radzeit von etwa 4:50 Stunden. Anfangs geht es durch die Stadt über Reeperbahn, Fischmarkt und Landungsbrücken. Die Runde führt dann raus zum Elbdeich, dort ist die Strecke sehr windanfällig. Anfangs hieß das Rückenwind, so dass ich die ersten 50 km im 39er Schnitt fahren konnte. Der Rückweg ist dafür eben mit Gegenwind. Die Wahl der Strecke als Runde ohne Gegenverkehr ist eine gute Maßnahme:Es war Platz und die Abstände waren gut einzuhalten. Den Moment, dass ein Grupetto überholt, gibt es aber auch immer in großen Veranstaltungen.

Da hatte ich 2 solcher Momente, aber insgesamt ermöglicht die Radstrecke faires Fahren, was bis auf die Einzelfälle beherzigt wurde. Die Straßen selbst sind allerdings zum Teil schon etwas holprig und auch mit Schlaglöchern versehen, es sind auf dem Rückweg vom Deich kleine Nebenstraßen zum Teil durch kleine Siedlungen. Runde 1 hatte ich dann in etwa im Plan absolviert, Tempo war 37 km/h bei ca. 220 Watt NP. In Runde 2 wurde der Wind etwas stärker, mehr Rückenwind am Anfang hieß dann aber auch mehr Gegenwind auf dem Rückweg. Letztlich hatte ich Wechselzone 2 nach 4:52 Stunden erreicht, lag also im Plan.

Für den Lauf hatte ich ein Tempo von 5 Minuten bis 5:10 pro km avisiert. Wie immer gerät ja der erste km zu schnell, und danach konnte ich mich auf das vorgesehene Tempo einpegeln. Der Lauf führt 4 Runden am westlichen Ufer der Alster entlang zurück zum Junfernstieg. Eine schöne Laufstrecke, die auch viele Zuschauer anlockt und für gute Stimmung an der Strecke sorgt. Verpflegungsstationen gab es reichlich, so dass die Energiezufuhr gut geklappt hat.

Das Tempo konnte ich bis km 27 in etwa konstant halten. Leider hatte ich auf einmal das Gefühl, es hätte mir jemand in den Unterschenkel geschossen. Es hat sich ein Brennen breit gemacht, Laufen war nicht mehr möglich. Gehen hat noch funktioniert, wenn auch holprig. Irgendwie wollte ich aber wenigstens noch ins Ziel und die Serie halten, alle dann 23 Ironman ins Ziel zu bringen. Mit etwa 15 km Gehen war es dann zu Ende mit 11:02 Stunden. Zu schade, weil ich mich prinzipiell körperlich in der Lage gefühlt hatte, das Lauftempo zu halten.

Am Montag war dann Siegerehrung. Ich war schon neugierig, wie das mit der Slotvergabe bei den 2 WM-Terminen für Frauen und Männer läuft. Im Vorjahr wurde das wegen des Unfalls im Wettkampf nicht öffentlich mit Feier gemacht. Das Thema Slots für die WM ist gerade bei den Frauen schon gewöhnungsbedürftig. Durch die 2 getrennten Termine für Männer und Frauen im Wechsel mit Nizza und Hawaii, gibt es reichlich Slots im Frauenfeld: 75 für Frauen Nizza und 45 Männer für Hawaii. Wenn man bedenkt, dass insgesamt vielleicht 20% des Gesamtfeldes (etwa 2400 im Ziel) Frauen sind, führt das dann zu einem vergleichsweise großen Angebot. Der Effekt, dass Nizza sicher weniger lockt als Hawaii kommt dann dazu. Damit kommt es immer wieder zu den Nachfragen: Ist noch eine Frau anwesend, die nach Nizza möchte? Am Ende sind glaube ich etwa 40 Plätze von 75 überhaupt angenommen worden.

Bei den Männern wurde auch vergleichsweise viel in den Altersklassen gerollt, weil Slots nicht angenommen wurden. Eine Gruppe aus Spanien hätte einige nach Hawaii schicken können, aber die haben alle abgelehnt aufgrund der Preispolitik unter Jubel der Kameraden am Tisch. In meiner Altersklasse gab es immerhin 4 Slots, mehr als ich gedacht hätte. Auch hier wurde gerollt bis Platz 12, dann waren die 4 Slots angenommen. Tja, bei besagtem Lauf km 27 lag ich auf Platz 7, na ja einen Haufen Geld gespart.

Zur Ursache der Verletzung: ich weiß es zum Zeitpunkt wo ich hier sonntags nach dem Rennen schreibe noch nicht. Ich war beim Orthopäden, der hatte mich ins MRT geschickt, das war vorgestern, die Auswertung ist dann am Montag. Die Damen vom MRT haben mir nur mal mit auf den Weg gegeben, ich soll möglichst wenig und nicht hart auftreten… Klingt blöd und nervig, kann also sein, dass Saisonauftakt und -ende zusammenfällt. Mal sehen, wünsche allen jedenfalls eine unfall- und verletzungsfreie Saison.

 


© TriGe Sisu Berlin; 10.6.2024