von Jörg Zotzmann
Eigentlich wollte ich keinen Bericht zu diesem Wettkampf schreiben, um dem Leser die Jammerei zu ersparen. Aber es gibt derzeit wirklich wenig Berichte auf unserer Sisu-Seite und ein Bericht zum Kraichgau könnte einen Mehrwert bieten für alle die, die schonmal mit dem Gedanken gespielt haben, am IM 70.3 dort teilzunehmen.
Auf der Suche nach interessanten Mitteldistanzen in Deutschland hatte ich mich für den Ironman 70.3 im Kraichgau für 2020 angemeldet. Der Wettkampf ist bekannt und gut besucht, auch wenn es keine größere Stadt in der unmittelbaren Umgebung gibt. Coronabedingt ist das Event dann zweimal verschoben worden und passte mir dieses Jahr gar nicht mehr in den Wettkampfplan. Aber einen zwingenden Grund zur Absage hatte ich auch nicht. Ich wusste, dass unser Vereinspräsident auch teilnimmt, habe ihn aber erst während des Wettkampfes auf der Laufstrecke getroffen.
Ich hatte ein Hotelzimmer in Östringen gebucht, nur 6 km vom Ziel in Bad Schönborn entfernt – der Schwimmstart in Ubstadt-Weiher sollte von dort mit Shuttle-Bussen gut erreichbar sein. Die Rad- und die Laufstrecke waren als anspruchsvoll ausgeschrieben mit vielen Höhenmetern, schließlich heißt der Kraichgau auch "das Land der 1000 Hügel". Na gut, das Mallorca-Trainingslager war dafür ja eine gute Vorbereitung gewesen.
Startnummernausgabe und Rad Check-In am Vortag haben wunderbar geklappt mit Rad-Platzierung und Wechselbeutel-Abgabe. Die T1 Wechselzone war aufgrund der hohen Anzahl an Teilnehmern recht eng, aber es gab ausreichend große Wechselzelte. Die Wettkampfbesprechung war super, wie man es bei Großevents erwarten darf. Ich fühlte mich in der Triathlon-Community gut aufgehoben. Die Sportmesse ließ auch keine Wünsche offen, ich habe mir noch ein Shirt mit den Teilnehmernamen drauf besorgt. Allerdings hatte ich mich auf einen schönen Eventrucksack gefreut und war von dem verteilten olivgrünen wasserdichten Kunststoffsack enttäuscht.
Für den Wettkampftag war kühles Wetter mit 10 bis 16 Grad angesagt, regnen sollte es nur in der Nacht davor. Für den Neo war kein Verbot zu erwarten. Ich fühlte mich fit und voller Vorfreude, also alles auf "Go". Für die Profifrauen war es die Europameisterschaft auf der Mitteldistanz. Laura Philipp war am Start und Favoritin auf den Titel – zu Recht, wie sie eindrucksvoll beweisen sollte.
Am nächsten Morgen dann war es kühl und bedeckt. In Bad Schönborn hatte ich dann trotz vieler ausgewiesener Teilnehmerparkplätze doch etwas länger nach einem Parkplatz suchen müssen. Gerade rechtzeitig war ich dann am Abfahrtspunkt der Shuttles, wo schon einige Dutzend Leute warteten. Mein Shuttle ist dann leider ausgefallen. Nach 20 min kamen dann aber gleich zwei Busse und alle sind noch rechtzeitig zum Start am See eingetroffen. Für die Altersklassenathleten gab es einen Rolling Start, sehr entspannt und gut organisiert. Aber die große Anzahl an Athleten hat mich dann doch erstaunt. Der Strand war übervoll, ich war ja spät dran und konnte mich nur noch hinten einsortieren. So hat es auch lange gedauert, bis ich dran war, genug Zeit um noch mit einigen Mitstreitern zu scherzen.
Beim Schwimmen habe ich mich gut gefühlt, das Wasser war angenehm klar. Von hinten gestartet, habe ich beim Schwimmen schon viele Athleten überholt, eine ganz neue Erfahrung für mich. Der Wechsel hat auch super geklappt, aber auf dem Rad bin ich gleichmal zum Eiszapfen erstarrt. Verdammt war das kalt, ich habe noch nie bei einem Wettkampf so gefroren. Der Garmin zeigte mir 7 Grad an, das war so nicht bestellt! Ich habe gleich das Gefühl in Fingern und Füßen verloren und leise vor mich hin geflucht. Das Trinken fiel mir schwer, weil ich mit den steifen Fingern die Trinkflasche kaum zusammendrücken konnte. Als ich dann langsam trocken wurde, fing es an zu regnen, na super!
Die profilierte Strecke war an sich kein Problem, aber die feuchte Straße hat mich besonders auf den Abfahrten etwas vorsichtiger fahren lassen. Dann ist auch noch 100 m vor mir jemand auf gerader Strecke gestürzt. Ich bin noch gut vorbei gekommen, aber spätestens jetzt hieß es für mich: kein Risiko eingehen! Die Radstrecke war ein Rundkurs mit vielen Anstiegen und Abfahrten (1000 Höhenmeter), schöne Landschaft und sehr abwechslungsreich. Ich war selten lange in der Aeroposition, es war daher kurzweilig und schön zu fahren. An manchen Stellen kam der Anstieg sehr plötzlich, und vorausschauendes Schalten war wichtig, aber insgesamt war der Kurs auch mit dem TT-Bike problemlos zu fahren. Allerdings war es auf der Strecke sehr voll, und die 12 m Abstand waren kaum und an den Anstiegen unmöglich einzuhalten.
Der zweite Wechsel hat auch gut geklappt, ich freute mich schon auf den Lauf, um endlich wieder warm zu werden. In der Wechselzone habe ich noch 2 min vor dem Dixi gewartet, Zeit genug, um mich zu dehnen und den Rücken zu richten. Der Lauf startete sehr zäh mit den gefühllosen Zehen. Das fühlte sich bis km 3 an, als würde ich mit Kieselsteinen in den Schuhen laufen. Dann wurde es flüssiger und ich konnte etwas Druck machen. Die Verpflegung war super, ausreichend häufige Verpflegungsstellen mit großem Angebot. Auf der profilierten Strecke musste ich ganz schön kämpfen, um den 5er Schnitt zu halten, es hat aber funktioniert. Drei Runden waren zu absolvieren, Martin hat mich irgendwann überrundet und später kurz vor meinem Zieleinlauf noch von der Seite angefeuert und ein Foto geschossen.
Am Nachmittag ließ sich dann sogar die Sonne blicken. Mit meiner Zeit bin ich zufrieden, ich hatte beim Lauf alles gegeben. Die Nachzielverpflegung ließ auch nicht zu wünschen übrig. Kleine Kinder sind mit Kuchenbauchläden von Athlet zu Athlet gegangen und haben uns verpflegt. Die Kinder waren so nett und süß, da habe ich nicht nein sagen können und viel zu viel Kuchen in mich hineingestopft.
Fazit: Es war ein schöner Wettkampf mit schönen Strecken und vielen Zuschauern. Bei besserem Wetter hätte es noch mehr Spaß gemacht, und ich hätte auf dem Rad mehr erreichen können. Als nächstes steht der IM 70.3 in Dresden an – ich bin schon ganz gespannt, wie der Vergleich ausfällt.