von Hannes Wemme
Nach 3 Jahren Corona und anderen persönlichen Änderungen wollte auch ich mal wieder einen Wettkampf >3h machen. Meine Wahl viel relativ schnell auf den 70.3 Luxembourg. Den hatte ich bereits 2018 schon einmal gefinished, und Unterkunft sowie Anreise wäre über Bekannte auch unproblematisch. Also angemeldet und im März mit dem 70.3-spezifischen Training begonnen. Die Trainingseffekte waren enorm. Die Zeiten bei Schwimmen waren alle Bestwerte, auch Laufen war top. Im Test-Halbmarathon die bisherige Bestzeit um 2 min unterboten. Der erste Test-tri lief Ernährungsseitig leider nicht ganz erfolgreich, dennoch eine akzeptable Zeit. Ich peilte eine Ziellzeit von 4:50h für die gesamten 114km an. 3 Wochen vor dem Tag der Tage wurde ich aber leider krank und war gezwungen, 9 Tage zu pausieren. Ich hatte also noch 1,5 Wochen, um zumindest ein bisschen reinzukommen. Das lief nur semioptimal. Die Zeit war einfach zu kurz, aber ~5h sollte schon drin sein.
Am Samstag vor Start dann das Rad eingecheckt und Wechselbeutel gepackt, sowie Letzten Vorbereitungen zu hause getroffen. Am Sonntag dann die Frage, ob der Neo erlaubt sein würde. Mit 24,3 Grad knapp im erlaubten Bereich. Ein kleines Jubeln ging durch den Startbereich, als diese Info verkündet wurde.
Schwimmen sollte in der Mosel stattfinden: 500 m gegen den Strom, 1000 m mit dem Strom und dann noch einmal 400 m entgegen. Warm-up im Schwimmbad nebenan – das hab ich direkt schon im Neo gemacht. Im Startbereich hab ich mich im Feld der 30-35 Minuten eingeordnet. Ich wäre gerne um die 30 min geschwommen, es würde aber wahrscheinlich ne 32er Zeit werden. Aber gut, mit dem was du hast einfach rein ins Wasser.
Die ersten 500m bis zur Wende waren schlimmer als jeder Massenstart von kleineren Wettkämpfen. Ein Hauen und Stechen – es kostete einiges an Kraft, da durchzukommen. Nach der Wende ging es besser, ich konnte mein Ding schwimmen und war gut unterwegs. Nach der zweiten Wende noch einmal etwas anziehen, um mich vor eine der Gruppe zu setzen und Probleme beim Ausstieg zu vermeiden. Mit der Markierung schaute ich auf die Uhr: wie vermutet 32:17 min aber immerhin schneller als 2018. Der Wechsel verlief reibungslos. Die Laufwege waren nur relativ lang. Das hatte ich so nicht auf dem Schirm, aber egal, rauf aufs Rad und erstmal Gas geben.
Die ersten 40 km waren flach an der Mosel entlang. Bis auf eine Passage von ca. 500 m, in der striktes Überholverbot war, we= lche 2x durchfahren werden musste, konnte ich um die 38 km/h im Schnitt fahren. Über den Rad-Computer, in dem in ich die Strecke eingespeichert hatte, kam dann die Meldung einer scharfen Kurve. Das war der Beginn des ersten Anstiegs und der zweiten Phase der Radstrecke: die Weinberge in Luxembourg. Das letzte mal bin ich da mit dem großen Blatt hoch, den Fehler würde ich nicht noch einmal machen. Vor der Kurve entsprechend geschaltet und dann direkt erstmal 5 Leute noch überholt. Nach 1,1km war der Anstieg absolviert. Es folge eine kurze Abfahrt, scharfe Linkskurve, und dann kam auch schon der zweite Anstieg. Wieder abwärts, dritter Anstieg. Das war mehr ein Intervall-Training und mir ging da echt die Puste. Im Luxembourger Umland angekommen war das Fahren sehr unrhythmisch, immer wieder enge Kurven und kleine Hügel. Bei km 55 kam dann noch ein weiterer Anstieg – den hatte ich nicht auf dem Schirm – und anscheinend auch niemand anderes. Der war wirklich heftig und an manchen Kehren auch echt giftig mit >10 % Steigung. Oben angekommen lief es dann wieder etwas besser, bis die Strecke über Frankreich zurück zur Mosel führte. Dort konnte ich wieder Gas geben. In Summe hat es durch die Höhenmeter aber nur für 33,8 km/h im Schnitt gereicht.
Nun kam das Laufen mit 3 Runde á 7 km an der Mosel entlang. Hier hatte ich etwas Bange, da ich beim Test-Tri ein paar Wochen zuvor starke Probleme mit dem Magen hatte. Beim Wechsel horchte ich in mich rein – schien alles OK zu sein. Also Mütze auf und los. Die ersten Meter fühlten sich schwer an. Die Beine waren durch die Anstiege schon angeschlagen, aber egal: mit dem Verlasen der Wechselzone, etwas zu schnell los mit 4:20, direkt gedrosselt auf 4:30 min/km – und dann begann es wieder: Dieses flaue Gefühl im Bauch. Ich dachte: ist mir egal, zieh es durch. Jedoch war es bei km 1 es schon leicht krampfend. Bis km 2 wurde das schlimmer, bei km 2,5 erste Gehpause. Nochmal diese Tortur beim Laufen mit den Magenproblemen?! “ Ich war so niedergeschlagen und wollte am liebsten hinschmeißen. Gut, ich war kurz vor der ersten Wende und lief bzw. ging weiter. Bei km 5 waren schon 30 min weg – erste Runde gleich fertig. „mach zumindest die zu Ende“. Bei den Verpflegungsstellen trank ich nur Wasser, was anderes ging nicht. Beim RedBull-Stand bekam ich allein vom Geruch einen Klos im Hals. Beginn der zweiten Runde – „Lauf einfach“. In gebückter Haltung war es einigermaßen erträglich. Die 10 km waren nach 1:01 h absolviert, und ich musste mich bis dahin schon massiv quälen.
Jetzt war die Hälfte aber fast rum, also das absolute Mindestziel wäre machbar: nur ins Ziel kommen, irgendwie. Wie genau ich das gemacht habe, weiß ich nicht mehr so richtig. Es zog sich gefühlt ewig. Da Wolken aufzogen, wurde es noch richtig schwül. Ich war so am Ende, körperlich als auch mental, selbst auf den letzten 500 Metern vor dem Ziel musste ich noch eine letzte Gehpause einlegen. Durch das Ziel bin ich auch nur gegangen und ohne weiteres direkt zum Ausgang. Die Finishermedaille nahm ich im Vorbeigehen von einem der Tische. Irgendwo am Rand hab ich mich dann mit Wasser hingesetzt und diese Medaille angestarrt – ich wollte sie nicht mal umhängen. Auf der Uhr standen da 5:38h für die gesamte Strecke mit einer Halbmarathonzeit von 2,15 h, das sind 6:28 min/km.
Es sollte mein A-Event 2023 werden und eine Bestzeit, zumindest sub 5 h. Es war zum Schluss die schlechteste Performance seit ich mit Triathlon angefangen hatte. Zumindest ins Ziel gebracht – irgendwie. Aber auch das ist Triathlon. Wenn ein Rädchen im Getriebe nicht mitspielt, steht alles still.