von Dirk Bettge
Bei dem denkbar besten Wetter (trocken, sonnig und Südostwind) haben wir nun schon zum dritten Mal am Oder-Spree-Kanal den Herbst eingeläutet. Dafür waren wir alle früh aufgestanden, um den RE1 kurz nach 8 Uhr zum Sonnenaufgang am Bahnhof Zoo Richtung Frankfurt/Oder zu erreichen. Ich stand schon fast in der Wohnungstür (andere schon unterwegs), da erreichte uns gleich mal die erste email der Bahn, dass der Zug etwas später fährt – na schön. Eine Minute später wurde er gleich mal um 90 Minuten verschoben. Moment mal, das wäre doch 2 Züge später? Fällt da jetzt alles aus oder nur dieser Zug?? Na super – wie jetzt die Sisus koordinieren, die an unterschiedlichen Stationen einsteigen???
Ein paar Minuten später trauten wir uns, die Sache so zu interpretieren, dass wir den nächsten Zug nehmen würden und "90 Minuten später" eine Umschreibung für "fällt aus" wäre. Also erstmal noch einen Tee trinken, dann doch los. Die große Anzeige im Bahnhof Zoo bestätigte dann, dass jeder zweite Zug ausfiel – warum auch immer. Immerhin sollte der Folgezug seltener halten, so dass wir nur eine halbe Stunde später in FFO wären. Na schön, das hat dann auch pünktlich geklappt. Bei zweitem Frühstück fuhren wir komfortabel zum Startort.
Ja, diesmal gab es statt Start in Eisenhüttenstadt und Anfahrt nach Norden die Variante ab FFO, von dort nach Süden zum alten Friedrich-Wilhelm-Kanal, der dann in den Oder-Spree-Kanal mündet. Praktisch alle Höhenmeter des Tages gab es in FFO, inklusive Serpentine vom Oder-Ufer die Oderbruchkante rauf. Der alte Kanal aus dem 17. Jahrhundert zweigt bei Brieskow-Finkenheerd von der Oder ab und ist seit Inbetriebnahme des Oder-Spree-Kanals Ende des 19. Jahrhunderts stillgelegt. Trotzdem ist es eine wunderschöne Strecke, an der ein sehr komfortabler, teils asphaltierter Radwanderweg verläuft. So hatten wir gut 20 Kilometer Rennrad-tauglichen Weg, bevor die Gravelei losging: Wiesenwege, Trampelpfade, Waldwege und hin und wieder etwas Straße.
Die 1/4-Pause gab's nach 30 km im Wald am Kanal, von da an ging es erstmal zur Kersdorfer Schleuse. Das Wetter war wie gesagt zunächst kühl, aber sonst optimal, kein Vergleich mit dem anfänglichen Landregen letztes Jahr. Hinter der Schleuse ging's Richtung Berkenbrücker Singletrail samt der riesigen Eiche, immer wieder beeindruckend und auch sehr schön im Gegenlicht im Wald am Kanal.
Wenig später war dann schon die Halbzeitpause in Fürstenwalde erreicht, das tolle Café an der Eisenbahnstraße hatte wiederum als das gefühlt einziges in der Stadt offen. Dazu schien nun die Sonne, so dass wir gleich mal draußen blieben, das hatten wir noch nicht die letzten Jahre. Bei Frühstück, Kuchen und Kaffee stärkten wir uns für die zweite Hälfte.
In Fürstenwalde geht's dann über die Altstadtbrücke zurück an den Kanal und immer geradeaus bis zu dessen Einmündung in den Seddinsee. Das ist alles Gravel im besten Sinne, garniert mit ein paar Sandkuhlen, die durchaus nicht einfach zu durchqueren waren, habe mich dort auch abgelegt. Am Kanalende bei km 85 gab's die 3/4-Pause. Einen schleichenden Platten mussten wir reparieren, aber wir hatten bequem Zeit und hatten zudem alle Licht am Rad.
Von dort waren es für die meisten von uns immerhin noch 40 km bis nach Hause, über Schmöckwitz, Schönefeld, bei Ingo in Lichtenrade vorbei und dann auf teils getrennten Wegen durch die Stadt. Dieses Jahr waren wir schon mit 4 von 6 Gravelbikes unterwegs, unser Schnitt war 2 km/h höher als letztes Mal, da war das Mitfahren per 26-Zoll-MTB schon anspruchsvoll. Wir mussten uns etwas disziplinieren, um gemeinsam anzukommen. In der Dämmerung und bereits mit Licht war ich nach 125 Kilometern wieder in Friedenau. Interessante Höchstgeschwindigkeit...