von Robert Öhring
Ich? Swimrun? Ich glaube nicht! Warum nicht? Einen Swimrun zu absolvieren schwirrte mir schon eine Weile im Hinterkopf umher. Finde ich diese Sportart doch höchst interessant. Zudem mag ich Wettbewerbe abseits von Straßen und Wegen in der Natur. Nun was hinderte mich bisher daran? Ganz klar meine Schwäche im Schwimmen. An der habe ich ein Jahr ganz gut gearbeitet. Aber sollte dies für einen Swimrun reichen? Ich war mir unsicher, also wurde das Projekt im Kopf erst einmal wieder verschoben. Die Saison wurde zudem von mir nach der Hölle von Q für beendet erklärt. Aber der Zufall will es manchmal anders...
Ein Freund von mir (Kai) suchte auf einmal kurzfristig einen Teampartner für den "ÖTillÖ 1000 Lakes Swimrun" an der Mecklenburger Seenplatte, da sein bisheriger Partner krankheitsbedingt absagen musste. Er hatte diesen bereits 3 mal gefinisht und auch bereits zweimal an der Swimrun Weltmeisterschaft in Schweden teilgenommen. Wie es der Zufall wollte, hatte ich mit ihm auch mein bisher einziges Swimrun Training absolviert. Damals viel meine Analyse eher nüchtern aus.
Die Anreise erfolgte am Samstag (21.09.19) und pünktlich um 17:00 Uhr startete das Briefing. Wieder einmal stellte sich die Frage, ob ich hier richtig war. Auf Nachfrage des Racedirectors wer denn alles zum ersten Mal einen Swimrun absolvierte, gingen aber noch eine Handvoll Arme nach oben. Das beruhigte ein wenig. Im Anschluss bezogen wir unsere Unterkunft in der Nähe des Startes. So brauchten wir am Sonntag morgen nicht den Athletenbus von Rheinsberg nach Wesenberg nehmen. Das bescherte uns eine Stunde mehr Schlaf, ein gemütliches Frühstück und das Umgehen der allgemeinen Vorstartaufregung.
Pünktlich um 10:00 Uhr fiel der Startschuss in Wesenberg. Die ersten 3,8 km wurden sehr zügig angelaufen und schon ging es das erste Mal ins kühle Nass, wo die ersten 1000 m Schwimmen zu absolvieren waren. Hatten wir vorher noch überlegt, ob wir beim Schwimmen immer mal die Führung wechseln sollten, so stellte sich jedoch schnell heraus, dass Kai an diesem Tag der stärkere Schwimmer sein sollte. Er pflügte vor mir mit seinen großen Paddels durchs Wasser und orientierte immer sehr gut und verlässlich im Freiwasser. Ich hatte auf Grund fehlender Gewöhnung und aus Angst vor Schulterproblemen nur auf Fingerpaddels zurückgegriffen. Für mich persönlich die richtige Entscheidung, aber natürlich ein Nachteil gegenüber den erfahrenen Swimrunnern. Weiterhin entschieden wir uns das Schwimmen am Seil zu absolvieren. Für mich war das sehr angenehm, brauchte ich doch so nicht orientieren und Kräfte sparte es auch. Hier nochmal großen Respekt an Kai.
Nach dem ersten Schwimmen folgte nur ein kurzes, aber schweres Laufstück über ein tiefes Feld und die nächsten 1250 m Schwimmen. Meine Bedenken auf Grund der niedrigen Wassertemperaturen sollten sich hier das erste Mal bewahrheiten. Insgesamt waren wir fast 2,2 km in ca. 15-16 Grad kaltem Wasser unterwegs (die 1,2 km Laufen dazwischen reichten nicht zum Aufwärmen). Ich hatte mir vorher einen Swimrun Neo ausgeliehen. Der war zwar super für die Laufabschnitte, bot aber nur wenig Kälteschutz. Das Ambiente des zweiten Schwimmausstieges war zwar sehr schön (Schloss Drosedow), aber ich konnte es vor zittern kaum genießen. Ein wenig Sonne, heißer Tee, eine weitere Badekappe und schnelles weiterlaufen, wärmten mich aber allmählich vor dem nächsten Schwimmen wieder auf.
War der erste Abschnitt des Rennens doch eher schwimmlastig gewesen, folgten im mittleren Drittel eher längere Laufabschnitte. 4,2 km Laufen, dann ein kurzes Schwimmstück von 430 m, darauf folgten 2,2 km Laufen bevor es zum längsten Schwimmabschnitt des Tages ging (1300 m). Dies war jedoch wie ich fand sehr kurzweilig. Los ging es in einem kleinen Kanal, bevor man dann vorbei an Segelboten einmal quer über den Labussee schwimmen musste. Jetzt hieß es, sich gut zu verpflegen, bevor der längste Laufabschnitt mit 7,3 km folgte. Fast alle Laufabschnitte führten durch wunderschöne Herbstwälder. Auf Grund des tollen Herbstwetters an diesem Tag und der beginnen Laubfärbung ein echtes Highlight. Darauf folgen ein paar kürzere Schwimmabschnitte unterbrochen von mehr oder weniger langen Läufen (650 m Schwimmen, 4,2 km Laufen, 550 m Schwimmen, 3,2 km Laufen, 270 m Schwimmen, 2,1 km Laufen). Dann folgte jedoch noch einmal ein 1100 m langes Schwimmen durch den kältesten See des Tages. Hier wurde der Körper noch einmal vor eine große Herausforderung gestellt. Zum einen war der Große Rheinsberger See wirklich noch einmal kälter, als die anderen Seen und zum anderen befanden wir uns nun bereits im letzten Drittel des Rennens und die Energiereserven waren langsam aufgebraucht, sodass der Körper auch nicht mehr viel zuzusetzen hatte. Aber auch diesen Abschnitt schafften wir. Jedoch war danach mein ganzer Körper steif. Auf Grund des Schwimmens mit Pullboy bewegt man die Beine kaum, sodass diese nach dem Schwimmen gefühlt eingefroren waren.
Aber jetzt war es nicht mehr weit bis ins Ziel und so hieß es durchbeißen. Es folgte ein 1,9 km langer Lauf bevor noch einmal 510 m schwimmen angesagt war. Jetzt ging es langsam dem Ende zu und die letzten Energiereserven wurden ausgegraben. Noch einmal waren 3,9 km zu laufen und dann konnte man schon über den Grienericksee blickend das Rheinsberger Schloss entdecken. Was für ein schönes Gefühl! Nur noch ein letztes Mal 500 m schwimmen und ein 470 m langer Zielsprint zum Ende. Geschafft!
So ging ein harter, aber toller Wettkampftag nach 6 h 50 min Wettkampfzeit und 42,2 km Gesamtkilometern zu Ende. Die Gesamtstrecke verteilte sich dabei auf 7560 m Schwimmen (verteilt auf 10 Abschnitte) und 34,64 km Laufen. Wir querten als 63. von 103 gestarteten Teams die Ziellinie.
Was bleibt nach diesem Tag zu sagen: Swimrun ist ein sehr interessanter Sport, den man zudem mitten in der Natur betreiben kann und man so eine gewisse Abwechslung während des Rennens hat. Dazu kommt der Teamaspekt, den ich besonders mag. So kann man sich immer wieder unterstützen und hinterher Erlebnisse teilen. Die Swimrun Community ist noch relativ klein und total entspannt. Man steht zusammen mit Weltmeistern und World Cup Gewinnern in einer Reihe an der Startlinie und jeder ist nett zu einander. Starallüren kommen kaum auf. Auch wenn Personen mit verschieden sportlichen Backrounds an der Startlinie stehen (Schwimmer, Läufer, Triathleten, Adventure Racer etc.), so gilt es festzuhalten, dass Swimrun ein eigener Sport ist, auf den man sich explizit vorbereiten sollte und verschiedene Aspekte in Betracht zu ziehen sind (Kältemanagement, häufige Wechsel der Körperposition, Ernährungsstrategie, Start im Team usw.). Am Ende ging es natürlich auch so, aber besser geht es ja immer!
Daher noch einmal eine kurze Zusammenfassung: Werde ich nochmal einen Swimrun absolvieren? Absolut! Ist die Veranstaltung gut organisiert? Ja! Wie ist die Stimmung? Einfach super! Ist Swimrun wie Triathlon ohne Rad? Nein! Sollte man dafür spezifisch trainieren? Ja!
Abschließend noch einmal vielen Dank an Kai! Einmal dafür, dass er mich mit dem Swimrun vertraut gemacht hat und zum anderen dafür, dass er mich durch das Rennen gebracht hat.