Bericht Dolomiten Saslong Halbmarathon 8.6.2024

von Denise Kottwitz

Eine Einladung nach Südtirol lässt uns auf den Saslong Halbmarathon aufmerksam werden. Die Strecke ist die Umquerung des Langkofel-Massivs und mit 900 Höhenmetern anspruchsvoll. Auch wenn die Ausschreibung Trailschuhe vorschreibt, erwarten wir nicht einen extrem schweren Lauf. Dies liegt vor allem daran, dass die Maximalzeit von vier Stunden ist nicht besonders hoch ist und keine besondere Ausrüstung wie Erste-Hilfe-Set oder Wetterschutz gefordert wird. Um es vorwegzunehmen: wir irren, es wird ein alpiner Trail a la carte.

Die erste Hürde ist allerdings die Anmeldung, die über mehrere Etappen und verschiedene Internetseiten geht. Ich habe tatsächlich mehrere Stunden investiert, bis in der Anmeldung alle Haken grün waren.

Start und Ziel des Laufs ist das Plateau Monte Pana, wir quartieren uns direkt in eines der dortigen Hotels ein. Zur Abholung der Startunterlagen gibt es einen QR-Code, den aber keiner sehen will. Unter den 600 Namen werden wir auf einer Liste gesucht, wo wild Vor- und Nachnahmen durcheinander gewürfelt sind. Natürlich müssen wir noch mal händisch einen Haftungsausschluss unterschreiben, das umfangreiche Online-Prozedere war wohl doch noch nicht ausreichend. Nach Erhalt der Nummer dürfen wir uns den ersten Teil des Finisher-Präsentes abholen: Trailsocken in schwarz, weiß oder farbig (Damen pink, Herren grün). Weitere Goodies gibts erst nach Zieleinlauf.

Der Laufmorgen ist etwas bedeckt aber mit angenehmen 16 Grad ideal zum Laufen. Die ersten vier Kilometer geht es relativ gemäßigt auf breitem Feldweg bergan, so dass sich die 600 Starter nicht in die Quere kommen und man noch einen Laufschritt wagen kann. Dann wird es aber abrupt steil und in Serpentinen schlängeln sich die Läufer im Gänsemarsch nach oben. Zeit den Ausblick zu genießen und sich an der Natur zu erfreuen. Von blühenden Wiesen bis Reste von Schneefeldern ist alles geboten.

Nach knapp sechs Kilometer fühlt man sich oben angekommen, die Uhr zeigt, dass schon fast eine Stunde rum ist. Eine Versorgungsstation lockt mit Wasser, Iso, Cola, Schokolade und Trockenfrüchten. Danach bietet sich ein traumhafter Blick auf die benachbarten Berge. Weiter geht es wieder auf breiten Wegen, wobei sich kürzere Bergabpassagen mit längeren Bergaufpassagen abwechseln. Die Sonne zeigt sich etwas häufiger, aber sonst ist es angenehm kühl (im schulterfreien Shirt schon fast etwas frisch).

Nach dem nächsten fiesen Anstieg entdecke ich am gegenüberliegenden Berg eine voll gefüllte Serpentinenstraße. Alles Läufer? Und warum kommen die von weiter unten? Kurz darauf erkenne ich Radfahrer – es findet nämlich zeitgleich die Sellaronda statt. Was für eine Szenerie, da explodiert des Herz des Multisportlers! Die Radfahrer kommen zum Greifen nah an uns Läufer heran. Da ist übrigens vom Rennrad bis zum E-Bike Tourenrad alles dabei.

Für alle geht es weiter bergan, aber in unterschiedlichen Richtungen. Für uns Läufer ist es der letzte Anstieg, knapp die Hälfte der Strecke ist geschafft und ich bin total platt. Die Leute um mich rum schnaufen auch extrem. Könnte daran liegen, dass wir auf 2300 Metern Höhe unterwegs sind.

Oben angekommen sieht man bis zum Horizont die zu laufende Strecke, die sich mit leichtem Abwärtstrend am Berghang entlangschlängelt. Auf gehts, jetzt heißt es nur noch bergab laufen. Der Elan wird schon nach der ersten Kurve ausgebremst! Doch nichts mit entspannten Abwärtslaufen: Steine, Stufen, Wasser, Schnee… große Felsbrocken, kleine Steine, rutschige Wurzeln. Das ganze Programm eines vielfältigen Trails.

Ich habe einen irren Spaß bei jedem Schritt zu überlegen, wo ich denn den Fuß beim nächsten Schritt hinsetze. Alles sehr überlegt und vorsichtig. Für den Fernblick lieber ein paar Millisekunden stehen bleiben. Bis ca. zwei Kilometer vor dem Ziel bleibt die Strecke richtig trickreich, dann erst geht es über eine Alm und auf breitem Waldweg in hohem Tempo ins Ziel. Somit schaffe ich es ganz knapp unter 3 Stunden anzukommen und die Langkofel-Medaille zu ergattern.

Versorgung im Ziel ist mit einer Auswahl an Getränken, Obst, Keksen und Schüttelbrot ganz gut. Gegen Abgabe des Zeitchips erhält man den Rest des Finisher-Präsentes. Ein Beutel, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe: Neben den schon erhaltenen Socken gibt es Wasser, Bier, Energydrink, Speck, Schüttelbrot und Waschmittel (keine schlechte Idee für Sportler). Außerdem eine Eintrittskarte zum SuperG in Gröden… falls jemand am 20.12. dahin möchte, habe ich zwei Tickets abzugeben. Außerdem gibt es noch ein Gutschein für Mittagessen (Gulasch, Schlutzkrapfen oder Lasagne) mit Getränk in der Bergbaude. Also für die 50 Euro Anmeldegebühr wird echt was geboten. Überhaupt, bis auf die umständliche Anmeldung, kann ich für den Lauf eine ausdrückliche Empfehlung aussprechen! Ein fieser Muskelkater ist garantiert!

 


© TriGe Sisu Berlin; 5.7.2024