Schneeglöckchenlauf Ortrand 23.3.2019

von Denise Kottwitz

Beim Schneeglöckchenlauf in Ortrand, an der A13 und der brandenburgischen-sächsischen Grenze gelegen, war ich im letzten Jahr schon dabei. Hier gibt es ein schönes Multisport-Wochenende mit verschiedenen Läufen, Radtouren und Skate-Wettkämpfen. Im Vorjahr auf der 15 Kilometerlaufstrecke unterwegs, melde ich mich diesmal auf die volle Distanz: 30 Kilometer. Ziel ist ein unterhaltsamer Trainingslauf – wie es die meisten Teilnehmer auf der Strecke machen. Bestzeiten sollte man auf Grund der anspruchsvollen Streckenführung und auch sehr hohen Teilnehmerzahl sowieso besser woanders erkämpfen.

Mit Erfahrungen vom Vorjahr und ausdrücklichen Warnungen des Veranstalters reisen wir in diesem Jahr noch mal eine halbe Stunde eher an: ohne Erfolg. Das schöne Wetter lockt spontan noch mehr Teilnehmer und so landen wir in einem kleinen Stau: von der Autobahnabfahrt bis zum Parkplatz sind es nur ein knapper Kilometer, für den wir über 20 Minuten brauchen. Dafür gibt es diesmal keine Schlange bei den Startunterlagen. Also fast perfekt, wenn ich nicht unbedingt noch mal auf die Toilette muss. Aber auch das ist bis 2 Minuten vor Start erledigt und so geht es pünktlich an die Startlinie.

Da tummeln sich an die 2000 Läufer für die es zeitgleich auf die Strecke geht: jeweils über 500 Starter für die 10 und 30 km und sogar über 700 Läufer auf der 15 km Strecke, dazu noch 200 Walker. Also annähernd die doppelte Starterzahl als im letzten Jahr! Nettozeiten gibt es nicht. Ich brauche eine gute Minute zum loslaufen, oder besser zum traben – denn es geht erst mal um zwei Ecken und durch eine Verengung Stau und anhalten. Ich nehme es entspannt, es wird bald flüssiger – bleibt aber immer noch recht voll, und die Wege werden immer enger. Es geht über einen breiten Feldweg bis in den Ort Kroppen, wo einem schon die Spitzenläufer der 10 km Runde entgegen laufen. Die beiden Wege kreuzen sich, was ziemlich chaotisch ist.

Dann geht es in den Wald, hier macht ein Mann mit seiner Geige Stimmung. Die 10er Läufer biegen dann ab, was sich aber auf der Strecke kaum bemerkbar macht. Dennoch, die Stimmung ist grandios. Ein Schwätzchen hier, ein Spruch da. Der Wald ist herrlich, wahrscheinlich wäre es allein noch schöner. Gerade fängt es an zu rollen, da wird es wieder stressig: die 15 km Läufer kommen einen entgegen. Also schön im Gänsemarsch rennen und so nehme ich es als totale Befreiung als wir hier die Wendemarke passieren und die Langstreckler unter sich sind.

Es geht hinaus aufs weite Feld, die Sonne strahlt am Himmel. Die 20 Grad sind nicht zu warm, weil doch teilweise ein ordentlicher Wind weht. Wir kommen in das Örtchen Lüttichau und haben somit ein Drittel der Strecke geschafft. Ich nehme etwas Schokolade und Kuchen - weil mir danach ist. Dann geht es auf der Straße weiter und es folgt ein ordentlicher Anstieg. Mir geht es plötzlich blendend und ein Licht auf: Energie. Ich hatte für die Startzeit um 13 Uhr viel zu wenig gegessen, und der Kuchen wirkt. So erreiche ich im Fluge den Wendepunkt und es geht wieder zurück. Mein Mann kommt mir entgegen und ruft ein "35. Frau", und ich frage mich ob er nichts Besseres zu tun hat, als die Frauen im Feld zu zählen.

Trotzdem finde ich den Hinweis gut, da ja mein Ziel war etwas progressiv zu laufen und so habe ich eine Orientierung wie viele Frauen ich noch überhole. Während im ersten Drittel der Strecke alles von 5:00-6:20 auf der Uhr stand, ist es mittlerweile ein 5:30er Schnitt geworden. Den halte ich auch dank eines weiteren Stücks Kuchen. Unterhaltung gibt es durch eine Trommelgruppe und Fanfarenzüge. Zurück in Kroppen höre ich eine "Märkische Heide" und kann mich kaum halten vor Lachen. Die Musiker sind so fertig, dass die meisten auf dem Gehweg sitzend ihr Instrument bedienen.

Dagegen bin ich super drauf und beschließe die letzten 5 Kilometer das Tempo auf 5:10 anzuziehen. So sammle ich einen Läufer nach dem anderen ein, erreiche alsbald die Stadionrunde und darf in die Halle auf die Zielgeraden einbiegen, wo mir ein läutendes Schneeglöckchen umgehangen wird. Die Medaille ist wirklich die Sensation des Laufes. Strecke und Stimmung sind empfehlenswert, nur muss ich bei der steigenden Anzahl an Teilnehmern der Veranstalter was einfallen lassen. Eine zeitliche Trennung der Starts wäre eine Idee.

Eigentlich wollte ich am Sonntag nicht noch mal nach Ortrand, dann überreden mich aber Freunde zur hiesigen RTF. Für den Saisonauftakt und frische zehn Grad sollen die 70 Kilometer reichen. Für Ambitioniertere werden auch 110 Kilometer angeboten. Zudem finden verschiedene Skate-Wettbewerbe statt, und man sieht viele Läufer des Vortages wieder.

Die Radstrecke ist sehr schön, teilweise auch ein paar Anstiege dabei. Zum Glück ist es nicht so windig, weil viele Abschnitte doch durch freie Felder gehen. Die Versorgung ist lecker und vielfältig, es gibt sogar Livemusik zur Abwechslung. Und am Ende gibt es wieder ein Schneeglöckchen – diesmal weiß lackiert.

Weitere Infos und Ergebnisse gibt's hier


© TriGe Sisu Berlin; 29.3.2019