Bericht Schweriner Seentrail 25.3.2023

von Denise Kottwitz

Der Schweriner See ist recht groß: 61 Kilometer rum, will man nur den Unteren See umrunden kann man das auf einer 33 Kilometer Strecke erlaufen – so die Herausforderungen des Schweriner Seentrail. Und so ein Ausflug nach Schwerin lohnt bestimmt...

Bei bestem Sonnenschein kommen wir am Vortag an, holen noch die Startunterlagen in einem Laufladen ab und machen uns über den nächsten Tag Gedanken. 12 Grad und viel Regen machen die Kleiderwahl zu einer Herausforderung. Außerdem liegen Start und Ziel 2 Kilometer auseinander. Der Veranstalter bietet in der Turnhalle im Zielbereich eine Wettkampfanweisung, dann soll es mit "Kaltstart" in lockerem Tempo in der Gruppe zum Schweriner Schloß gehen, wo dann der "heiße Start" stattfindet. Uns ist das etwas zu kompliziert, so bringen wir unsere Wechselkleidung erst zum Zielbereich, und gehen dann vom Hotel aus direkt zum Start. Die Sonne scheint zwar, aber es pfeift ein sehr kalter Wind – so entscheide ich mich für lange Kleidung, in den Gurt kommt noch eine Windjacke.

Der Start ist sehr entspannt, es geht durch den Schloßpark und dann vorbei an netten Häusern am See. Alsbald wird es ein asphaltierter Radweg durch Wald, dann wird auf schmale Waldwege abgebogen. Ein Paar kleine Anstiege folgen, aber alles sehr unspektakulär. Die Sonne prallt von oben: ich habe mich mächtig bei der Kleiderwahl vertan und schaue neidisch auf die Läufer in kurzen Hosen. Die ersten zehn Kilometer sind bald geschafft, was mit einer Versorgungsstation gefeiert wird. Im Trail Bereich ist es ja schon lange üblich, seinen eigenen Trinkbecher mitzunehmen. Hier werden gar keine Becher mehr angeboten, man muss also anhalten und sich selbst einschenken. Das geht aber recht schnell und unkompliziert.

Durch eine schöne Parklandschaft geht es auf einem schmalen Waldtrail direkt ans Ufer. Der Wind pfeift vom Wasser herüber und plötzlich bin ich froh über jedes Stück Kleidung am Körper. Aber der Weg ist Spaß pur: kleine Kurven, hoch und runter, über Bäume und darunter. Dazu ist es recht schlammig durch den Regen der letzten Tage. Anfangs mache ich noch ein paar Fotos, dann brauche ich meine Hände aber zum Klettern und Abstützen. Als wäre das Naturabenteuer hier noch nicht genug, wird aus dem Wind ein Sturm. Ich schaffe gerade noch die Jacke überzuwerfen und schon peitscht einem der Regen entgegen. Wir sind eine kleine Gruppe von 6 Läufern und wechseln immer die Positionen – je nach dem mit wieviel Mut das Hindernis gerade bewältigt wird.

Als gerade zwei Läufer vor mir sind, verliert der erste den Halt und rutscht etwa 1 Meter tiefer, der Zweite fällt darüber. Ich kann noch einen Ast greifen, komme unbeschadet unten an und helfe dem Zweiten wieder auf die Beine. Der läuft nach hinten schauend los, stolpert und knallt längs auf einen liegenden Baum. Ich helfe ihm erneut auf, während sich die anderen um das erste Sturzopfer kümmern. Alles glimpflich verlaufen, und so geht es weiter. Wir verlassen das Ufer, den Wald und werden mit einer weiteren Versorgungsstation belohnt.

Am Feldrand geht es dann bergan über eine Wiese. Es ist eine Katastrophe: auf den Fahrspuren ist es durch den Regen und die vorherigen Läufer alles so matschig und aufgeweicht, dass man nur hin und her schlittert. Neben den Spuren ist es so uneben, dass man ständig schmerzhaft in einen Grasbuckel knallt. Es macht null Komma null Spaß. Ich habe noch nicht mal einen Mitläufer um mich rum, dem ich mein Leid klagen kann. Der Anstieg ist bald geschafft, das Wiesenstück zieht sich – ist aber auch irgendwann vorbei und somit auch die Halbmarathonmarke passiert. Es geht in einem Ort steil bergab, am Ortsschild erkenne ich, dass man hier in "Rampe" ist. Was für ein passender Ortsname. Hier erfolgt auch die Trennung der Strecke für die Ultraläufer. Für mich geht es etwas dröge auf einem Radweg an der Straße entlang. Ich komme jedoch wieder in einen guten Laufschritt und kann ein paar Läufer überholen.

Die beiden Laufstrecken vereinen sich wieder und tatsächlich sind begegne ich den ersten Ultras (die ja nur zwei Stunden eher gestartet waren). An einer letzten Versorgungsstation gibt es noch mal Energie, wie selbstverständlich ist auch Bier im Angebot. Aber ins Ziel sind ja noch etwa acht Kilometer. Und es geht wieder über eine Wiese, im nächsten Abhang können sich die Läufer vor mir nicht mehr halten und purzeln herunter. Ich komme abseits vom Originalweg ganz gut durch, kann mich aber mit diesem fiesen Untergrund nicht anfreunden. Da bringt ein abgeholztes Brombeerfeld Abwechslung, ist aber auch nicht angenehmer.

Allmählich wird es städtischer, es geht an den ersten Häusern vorbei und auf asphaltiertem Radweg Richtung Ziel, welches man schon drei Kilometer eher an der anderen Uferseite erkennen kann. Die Beine sind ordentlich schwer, aber ich kann tatsächlich noch ein gutes Tempo laufen und freue mich über die gelungene Renneinteilung. Zum Zieleinlauf gehts durch einen großen Kran mit Freudensprung ist Ziel und es gibt nicht die, sondern eine Holzmedaille.

Die Zielverpflegung ist spitze, ob Kuchen oder Suppe, Kaffee oder Bier. Die Duschen bieten heißes Wasser und schon fühlt man sich wieder wie ein normaler Mensch. Total beseelt von diesem Erlebnis hole ich meine Urkunde ab: "Als Gewinnerin der Altersklasse gibt es auch noch einen Preis". Das Ergebnis überrascht mich und tröstet darüber hinweg das da dieses Jahr eine neue AK auf der Urkunde steht. Der Preis ist eine Brottüte einer lokalen Mühlenbäckerei und schmeckt richtig gut.

Was soll ich sagen: nach fleißigem Winterlauftraining ein wirklich forderndes und aufregendes Laufevent. Kann ich also nur empfehlen.

 


© TriGe Sisu Berlin; 3.4.2023