von Antje Uckert
Wenn Mädels so rennradelnd und schnackend durch die Gegend fahren, kommen sie schon auf gute Ideen. Eine davon ist am Samstag bei der Mecklenburger Seenrunde 2019 wahr geworden – wir wollten als Frauenteam die 300 Kilometer rocken!
Um 5:20 Uhr standen wir aufgeregt am Start, keine wusste, ob wir unsere hochgesteckten Ziele schaffen können. Einige von uns haben sich schließlich erst einen Abend vorher persönlich kennen gelernt. Aber wenn Frau sich was in den Kopf setzt...
Zu Zehnt ging es los im ersten Tageslicht, ganz vorn im Startblock haben wir uns aufgereiht, aber nach 100 Metern sollte der kleine Vorteil schon wieder dahin sein, eine abgesprungene Kette hat uns da mal kurz ausgebremst. Egal, kann nur ein gutes Omen sein. Der Plan war, erst das zweite Depot bei Kilometer 84 anzufahren. Bis dahin hatten wir viel Zeit, unseren Rhythmus zu finden, das Wechseln hat super geklappt, und flott waren wir auch unterwegs. Da haben viele die Gelegenheit genutzt, sich bei uns hinten reinzuhängen. Auf Grund der doch etwas länger anhaltenden Morgenkälte wurde dann aber doch der einen oder anderen kalt, so dass das Tempo in der Führung manchmal zu unrund war.
Die erste Pause haben wir dann echt gebraucht. Leider war es sehr voll am Depot, so dass der geplante 20 min-Stopp doch deutlich länger wurde. In der Pause haben wir uns mit dem Hamburger Frauenteam zusammengeschlossen, zusammen ist es eben einfacher. Kurz vor der Abfahrt rollte die Sisu-Gang an, sie war 40 Minuten nach uns gestartet. Also ging es zu 14 weiter. Durch Ampeln und enge Straßen sind wir schnell in einem großen Pulk gelandet, leider haben wir dadurch Nicole verloren. Sie war in einen kleinen Unfall verwickelt und hat sich um den Gestürzten gekümmert (ihr ist zum Glück nicht passiert). Weiter vorn haben wir es gar nicht mitbekommen. Erst als der Pulk sich langsam auflöste, haben wir es bemerkt. Auch zwei Hamburger Mädels waren nicht mehr da. Da wir wussten, dass nach uns noch ein großes Berliner Frauenteam unterwegs war, haben wir entschieden weiterzufahren.
Wieder hatten wir nach und nach viele Mitfahrer aufgesammelt, leider war bis auf zwei Herren niemand bereit, uns bei der Führungsarbeit zu helfen. Egal, wir erfreuten uns an der tollen Stecke durch die sanften Wellen der Mecklenburger Seenplatte, nur Sonne und Wärme fehlte uns zum vollkommenen Glück. Die Stimmung im Team war gut und wir sind gut vorangekommen. Unterwegs sammelten wir noch Conny ein, die uns ab dort, wie schon die HH-Girls Donna und Begleitung, super unterstützte und für noch mehr tolle Gesprächspartnerinnen sorgte. Am km 154 kam war endlich das 2. Depot erreicht und die Hälfte der Strecke geschafft – und es gab Kaffee!
Auch hier dauerte die Pause etwas länger als geplant. Kurz vorm Depot meinte Catherine's Sattel, dass er jetzt mal ne Schraube locker hat. Genau an der Stelle wurden wir von der Sisu-Gang laut jodelnd überholt. Zum Glück gab es in jedem Depot auch ein Werkstattzelt, was dem Sattel wieder Disziplin beigebracht hat. An der Stelle sei gesagt, dass die Depots eine wirklich gute Verpflegung und guten Service geboten haben, vielen Dank an die vielen Helfer, auch an der Strecke. Im Depot gab es noch einen kurzen Schnack bei Kaffee mit den Sisus, die sich weit vor uns wieder auf die Strecke machten.
Das Stück zwischen Röbel und Alt Schönau hab ich als am schwersten empfunden, der schon seit längerem kräftige Gegenwind und die Strecke machte uns müde, und auch mental waren wir etwas am Boden. Am Anfang konnten wir uns noch in einer größeren Gruppe verstecken, aber bald waren wir dann doch wieder auf uns gestellt. Leider haben wir an dieser Stelle auch Sarah verloren, sie hatte irgendwie zu viel Energie für den Ziehharmonikaeffekt verbraucht und musste abreißen lassen.
Führungsarbeit wollte keine mehr so richtig leisten, Danke an Amrei und Lena, die immer wieder die Lücken gefüllt haben, wenn jemand mal länger Pause brauchte. Dann wurde die Straße auch zwischendurch noch sehr schlecht, Donna hat sich ein Loch in den Mantel gefahren. Da wir wieder viele Leute hinter uns herzogen, haben wir vieles gar nicht sofort mitbekommen. Heike hat sich auch zwischendurch mal hinten rausfallen lassen, um ihren eigenen Rhythmus zu fahren. Später war sie aber wieder bei uns. Irgendwann haben wir dann endlich Alt Schönau erreicht und ganz viel Energie nachgetankt. Vorher haben uns schon die "noch xx km bis ins Ziel"-Schilder wieder neue Motivation gegeben. Catherine hat auf Grund von Schlafmangel in den letzten Nächten nun mit erheblicher Müdigkeit gekämpft, aber auch sie hat den Teamspirit gespürt und konnte sich weiter aufraffen. Noch 60 km bis ins Ziel.
Inzwischen wussten wir, das Nicole mit den anderen Berlinerinnen fährt, auch Sarah und Donna haben wir kurz in Alt Schönau gesehen. Sarah ist später wie Nicole in der anderen Gruppe weiter gefahren. Dafür hatten wir jetzt Helm mit an Bord, er war von unserem Teamgeist begeistert und hat gefragt, ob er uns bis ins Ziel begleiten darf. Die Stimmung war wieder gut, der Wind kam jetzt eher von hinten und die Schilder verkündeten das nahende Ziel. Wir beschlossen, das letzte Depot auszulassen und stellten uns schon den triumphierenden Zieleinlauf vor. Da gab ein kurzes "Scheiße" und Lenas hinterer Schaltzug war gerissen – peng! Also Planänderung, Depot anfahren und einen gut fahrbaren Gang einstellen lassen, da wir ja noch einen Berg vor uns hatten.
Schließlich wurde doch der Zug komplett gewechselt, so dass die Pause 25 Minuten dauerte. Aber nun waren wir endgültig bereit fürs Ziel, noch 20 Kilometer! Der letzte Berg hat noch mal wehgetan, aber die an akuter Vermehrung leidenden Glückshormone haben es uns kaum spüren lassen. Rasant ging es in die letzte schnelle Abfahrt Richtung Neubrandenburg, und schon war das Ziel in Sicht. Glücklich langen wir uns hinter der Ziellinie in den Armen. Zu zehnt sind wir ins Ziel gerollt – in etwas veränderter Besetzung, aber wir haben es geschafft. Auch unsere Nettofahrzeit von 10h 04min machte uns unendlich stolz, und mit dem Zielradler wurde mehrmals angestoßen. Selbst der "Chef vons Janze" gratulierte uns persönlich zu unserer Leistung.
Mädels, es war ein toller Tag mit Euch voller schöner Eindrücke, Gespräche und Erlebnisse, vielen Dank, besonders auch an Amrei für ihre Happyrides und die ganz Orga. Und ein dickes Danke an Reinhard, der die tollen Bilder gemacht hat (sind alle geklaut bei ihm) und uns in jedem Depot mit einem Lachen erwartet hat.
Ich freue mich schon auf die nächste Herausforderung mit Euch!