Sprinttriathlon in der eigenen Stadt – da muss ich jedes Jahr dabei sein. Auch in diesem Jahr soll es für mich eine intensive Einheit nach einer recht umfangreichen Trainingswoche werden, vor allem zum Spaß und Materialtesten als Auftakt in die Triathlonsaison.
Zum Warm-Up schaue ich die Übertragung des Ironman Hamburg. Den Unfall nehme ich nur als dem Augenwinkel wahr, aber übel ist mir sofort und mit einem mulmigen Gefühl geht es ins Schwimmbad. Dort ist der Unfall natürlich auch das Thema, zumal ein Sportsfreund unser Laufgruppe auch in Hamburg am Start ist.
Der Wettkampftrubel bringt dann etwas Ablenkung. Anmeldung und Bezahlung (unglaubliche 10 Euro) und irgendwo einen Wechselplatz suchen. Dafür gibt es ein Zelt mit Stangen, diverse Fahrradständer, Hauswände – je nach Gusto. Startzeiten werden in Gruppen verlost: erst die Damen, dann die Herren, dann Familienstaffeln und dann allgemeine Staffeln. Heute sind ca. 60 Starter, davon 10 Frauen. Ich ziehe Nummer 4, eine Freundin wagt sich nach mehreren Staffelstarts an ihren ersten eigenen Triathlon und wird mit Nummer 7 nach mir starten.
Gestartet wird mit 1 Minute Abstand, kleiner Lauf zum Schwimmbecken und los gehen 500 Meter schwimmen auf der ausgewiesenen Bahn. Das Wasser ist recht kalt, und mit über 1:40 auf der Uhr fühle ich mich unglaublich langsam. Dabei vergesse ich den Anlaufweg – ab Ende wird es die zweitschnellste Schwimmzeit des Tages. Nur der Gewinner der Herrenwertung schlägt mich. Die Bahnen werden am Rand gezählt und man erhält bei Bedarf den Zählerstand. Ich zähle gleich richtig, hüpfe aus dem Becken und zum Rad. Mit den Jahren habe ich eine ausgeklügelte Technik entwickelt, das obligatorische Laibchen mit der Startnummer überzuwerfen: vorher in sich aufrollen und ein Gummiband mitnehmen, damit es beim Radfahren nicht zu sehr rumflattert.
Die drei Starterinnen vor mir habe ich überholt und gehe so als erstes auf die Radstrecke – eine Wendepunktstrecke in den Tagebau. Zum Glück verkehrsarm (eigentlich sehe ich auf dem Rückweg nur ein Auto) – aber ich fahre nicht entspannt. Zweimal fange ich mit Gedanken an Hamburg richtig an zu zittern, kann mich aber wieder fangen. Dabei rollt es so recht gut. Erst eine ganze Weile nach dem Wendepunkt kommen mir die anderen Frauen entgegen.
Somit geht es in den abschließenden Lauf – drei Runden ums Schwimmbad. Die haben es aber in sich: über eine Wiese, leichter Anstieg, ein Stückchen Waldweg und mehrere Spitzkurven. Nach der ersten Runde rufe ich meinem Mann scherzhaft zu "wird heute knapp". Er antwortet verwundert: "Die ersten kamen jetzt erst vom Rad". Ich versuche dennoch ambitioniert weiter zu laufen, eine Helferin ruft mir zu "Das sieht nach Leidenschaft aus." Ist es auch.
Nach meinem Ziel Einlauf und kurzem Plausch kommt meine Freundin vom Radfahren. Ich begleite sie spontan auf der Laufstrecke, sie nimmt das Angebot dankend an. Auch für mich ist es ein Erlebnis – wie sich Selbstzweifel am Beginn in totale Glücksgefühle am Ende verwandeln.
Die Siegerehrung ist immer besonders schön in Spremberg, da jeder nach vorn aufgerufen wird und seine Medaille abholen kann… oder eben den Pokal auf dem Treppchen.
Wie in jedem Jahr kann ich die Veranstaltung nachdrücklich empfehlen: ein guter Saisonstart für erfahrende Triathleten, viel Spannung (gerade im größeren Männerfeld weiß man durch den Einzelstart nicht wo man steht und es geht oft um Sekunden) und durch das Einzelschwimmen im Becken definitiv für Einsteiger geeignet. Außerdem eignet sich das Schwimmbad für einen Familienausflug: vom Babybecken über Strömungskanal, Rutsche und Whirlpool ist Auswahl für die Begleiter oder für die Zeit nach dem Wettkampf vorhanden.