von Denise Kottwitz, Dirk Bettge
(Denise): Voller Vorfreude und Spannung geht es für mich in den Spreewald. Ich freue mich auf viele Triahtlonfreunde und vor allem viele Sisus, gespannt bin ich nach gutem Training auf die Performance auf der Strecke.
Extra pünktlich fahre ich an den Briesensee, muss dennoch auf dem Parkplatz außerhalb parken. Dirk parkt direkt neben mir, er hat sonst immer noch um diese Uhrzeit direkt an der Wechselzone stehen können. Was soll's: alles zusammengepackt, an den See geradelt, Startnummer abgeholt und eingecheckt. Auf dem Weg begrüßt mich Matthias, der schon seit dem Vorabend vor Ort ist. Domenic treffe ich beim Ausladen, der Glückspilz hat doch einen der begehrten Parkplätze bekommen!
Da ich ich gerade keine weiteren bekannten Gesichter sehe, richte ich gleich meinen Wechselplatz ein. Nebenbei erkläre ich ein paar Spreewaldneulingen die Abläufe, plaudere mit den Konkurrentinnen. Großes Gejammer entsteht, als das Neo-Verbot auf allen kürzeren Strecken verkündet wird. Also ich würde ja sofort tauschen, ich schwimme lieber ohne – bin aber mit auch schneller und ziehe ihn bei Erlaubnis natürlich an.
Irgendwie sehe ich keine Sisu Gesichter mehr, schade. Ich gehe mich umziehen, treffe dann noch kurz Stuart. Naja, vielleicht ist später noch jemand da. Nun heißt es Konzentration auf den Wettkampf: rein in den Neo und etwas einschwimmen. Und dann bis zum Start im Wasser bleiben, denn draußen ist es mit Neo nicht auszuhalten. Kurz vor dem Start sehe ich keine Bekannten für ein letztes "Viel Glück" wünschen. Immerhin ein Trainingspartner aus der Heimat ist dabei, der heute leider wegen einer Erkältung nicht starten kann, aber zum Anfeuern und Fotos machen dabei ist.
(Dirk): Hier will ich – der Strecke angemessen – kurz berichten. Seit zwei Jahren war ich das erste Mal wieder bei einem richtigen Wettkampf dabei, also mit Massenstart und allem drum und dran. Letztes Jahr hatte ich nirgends gemeldet und war dementsprechend am Vortag aufgeregt wie ein Anfänger. Aber vor Ort gab sich das alles, die seit über 20 Jahren bekannte Wettkampfstätte strahlt ihre ganz eigene Ruhe aus, und im Grunde war ja auch alles wie immer vor 2020.
Sisu-seitig war dies eine reine Herren-Runde: Matthias und Sören gaben die Jugend – Carl, Stuart und ich die Erfahrung, dazu Peter unter falscher Flagge startend. Dass es Neoverbot gab wunderte uns angesichts der nun seit Wochen ununterbrochen scheinenden Sonne nicht wirklich, das war aber auf Grund des Schwimmtrainingszustands der Erfahrung eher nicht so günstig.
Mit dem Startschuss war alles gut, ich rannte nach links ein Stück im flachen Wasser, um mich dann berührungsfrei in Richtung eines virtuellen Punkts links der ersten Boje zu begeben. Ab da gibt es erfahrungsgemäß kein Gedrängel mehr. Gefühlt lief das alles gut, aber nicht wirklich schnell.
Auf dem Rad lief die Sache wirklich erfreulich, selbst im Vergleich mit früheren Jahren. Der Ostwind blies anfangs von vorn und gegen Ende mehr von hinten, bremste wieder etwas in der Zielanfahrt, wo mir einfiel, dass ich keine Kopfbedeckung bereitgelegt hatte. Also beim Wechsel doch noch schnell mal in der Tasche gewühlt, was soll's, unter 50 würde es heute eh nicht werden.
Sören überholte mich anfangs der Laufstrecke (ich hatte ihn wohl von mir unbemerkt auf dem Rad überholt), Carl kam so bei km 4 vorbei, Stuart gar nicht, und Matthias war offenbar die ganze Zeit deutlich vor mir.
Am Ende war ich doch ein klein wenig stolz, mein erstes Rennen in AK55 ordentlich absolviert zu haben. Leider hat keiner von uns ein AK-Handtuch gewonnen, verflixt!
1,5 - 42 - 10 km; 33 Frauen und 113 Männer am Start; beide Wechsel in der Radzeit Pl Name Verein AK Pl gesamt Schwimm Rad Schw+Rad Lauf ================================================================================================ 1 Hella Haak Erdinger W20 1 2:24:16 29:31( 4) 1:10:12( 1) 1:39:43( 1) 44:33( 2) ------------------------------------------------------------------------------------------------ 1 Conrad Kebelmann Aloha-Kalle M40 1 2:07:03 23:42( 3) 1:04:03( 2) 1:27:45( 2) 39:18( 2) 14 Matthias Weiland Sisu Berlin M40 5 2:23:40 30:24(31) 1:09:23(12) 1:39:47(15) 43:53(18) 22 Sören Gehne Sisu Berlin M35 5 2:26:31 30:25(32) 1:13:30(35) 1:43:55(32) 42:36(12) 35 Carl Isaac Sisu Berlin M50 5 2:31:44 33:34(60) 1:12:54(31) 1:46:28(41) 45:16(30) 42 Dirk Bettge Sisu Berlin M55 6 2:34:47 32:23(51) 1:11:08(22) 1:43:31(30) 51:16(56) 49 Stuart Yule Sisu Berlin M50 7 2:40:49 33:55(61) 1:16:33(57) 1:50:28(58) 50:21(52) 86 Peter Weber Springende Frösche M50 13 2:56:06 37:23(94) 1:18:26(65) 1:55:49(76) 60:17(90) ================================================================================================
(Denise): Der Startschuss fällt, ich komme ohne Gedränge gut ins Wasser, werde aber dann doch eingekeilt und überschwommen. Bis zur ersten Boje ist es richtig eng, dann beruhigt sich das Gedränge. Ich muss mich zwingen von den kurzen Armzügen mit 2er Atmung in die 3er überzugehen. Das gelingt mir an der zweiten Boje und ich merke, dass ich sofort schneller schwimme als die beiden Herren rechts vor mir. Außerdem registriere ich, dass sich nach vorn eine Lücke auftut. Ich gebe Gas… zu viel des Guten. Ich muss rausnehmen, durchatmen. Die beiden Herren sind wieder vorbei. Also deren Wasserschatten nutzen - geht nicht. Ich werde daneben und total unruhig und verliere jeden Rhythmus.
Beim Landgang schaue ich auf die Uhr: unter 13 Minuten und mir ruft jemand zu, dass ich die erste Frau sei. Auf der zweiten Runde beschließe ich mein Ding zu machen und komme mit ruhigen, langen Zügen und 3er Atmung gut voran, auf jeden Fall schneller als die Mitstreiter um mich rum. Ich rekapituliere die vermasselte erste Runde: a) der letzte Triathlonmassenstart ist über ein Jahr her und b) ich trainiere seit einem halben Jahr allein schwimmen und habe wohl das hinten dran hängen verlernt. Also vielleicht doch mal einen kürzeren Trainingswettkampf einbauen.
Jedenfalls verläuft die zweite Runde gut, man versichert mir beim Landgang immer noch die Führung und auf der dritten Runde versuche ich auf die Gruppe vor mir aufzuschließen. Das schaffe ich am Ende fast, ärgerlich – was wäre wenn ich in der ersten Runde den Anschluß hätte halten können? Am Ende sind 38 Minuten auf der Uhr, so schnell war ich im Spreewald noch nie. Könnte am einsamen Schwimmtraining liegen, wo man sich nie hinten dran ausruhen kann?
Wechsel geht super, hier erspähe ich Sören, der mir zu jubelt. Als ich aufs Rad steige kommt Anja vom Schwimmen, wohl wissend, dass sie mich gleich überholen wird. Naja, bis zum nächsten Dorf läßt sie mich noch in der Position der Führenden. Es ist recht windig auf dem Rad, aber sonst rollt es gut. Ein paar Herren überholen mich, aber wenige – und die meisten davon sind noch lange in Sichtweite vor mir. Das stimmt mich freudig, die Radform stimmt. Dennoch vermisse ich an einigen Stellen Überholvorgänge – nämlich, die der Vereinskollegen. Hier kam mal Tobias vorbei, da mal Mariusz – und da, da habe ich mal Moritz überholt. Am Ende der ersten Runde bin ich etwas kaputt, schalte mal den Tacho um und staune nicht schlecht, dass da eine 33 km/h steht und das trotz des Windes. So schnell war ich auf der Mitteldistanz noch nie.
Vorbei an der Wechselzone sehe ich laut rufend Tobias, und freue mich darüber. Ich greife eine Flasche Wasser und bin erstaunt wie kühl das ist, und realisiere erst jetzt, dass es doch ziemlich warm ist. Dafür ist der Wind jetzt noch heftiger, ja fast böig. Und ich werde noch mal von einer weiteren Frau überholt. Nach etwa 60 Kilometern wird es echt mühsam, so richtig gut fühle ich mich nicht. Kann dennoch ganz gut weiter treten, wobei ich auch eingestehen muss, dass der untere Rücken etwas zwickt. War doch etwas wenig Zeitfahrrad im Training. Die ein oder andere Ablenkung bringt mich wieder auf Kurs und ich freue mich am Ende als dritte Frau in der Wechselzone zu sein.
Ich laufe ganz gut los, keine Wehwehchen oder sonstige Limitationen. Doch auf Tempo komme ich nicht. Ich hatte die alte Laufstrecke nicht so sandig in Erinnerung und mein Mund ist ziemlich bald trocken. Immer wieder versuche ich etwas Tempo aufzubauen und versinke dann im tiefen Sand. Um mich herum sind viele Kurzdistanzler, die ebenso kämpfen.
An der Wechselzone vorbei werde ich kräftig bejubelt, allen voran die Clique von Domenic. Sisu-Fans sind einfach die Besten. Motiviert geht es auf die zweite Runde, wenn auch nicht schneller. Irgendwie ist jetzt noch mehr Sand unter den Beinen, und der Mund wird noch trockener. Eine Frau mit Mitteldistanznummer überholt mich ziemlich schnell. Mist, ich bin kurz deprimiert – denke dann aber, dass sie vielleicht erst auf der ersten Runde ist. Vorbei an den Fans – ich kann gar nicht so schnell kucken, wie ich meinen Namen höre, geht es in Runde drei. Da werde ich dann wirklich überholt, was ein kleiner Plausch an der Verpflegungsstation ergibt.
Ich ergebe mich meinem fünften Platz, aber ein Rennen ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Dritte Runde, noch einmal die Motivationsrufe aufsaugen und es geht in die letzte Runde. Momentmal, ich bin gar nicht mehr überholt worden. Vor allem bin ich nicht von den Konkurrentinnen überholt worden, die mich bei den letzten Malen geschlagen haben. Das soll sich jetzt auf den letzten Metern nicht ändern und ich kann noch mal Kraft mobilisieren, überhole sogar noch mal einige Herren.
Zieleinlauf, geschafft! Ich brauche dringend etwas zu trinken. Hier gratuliert Matthias und grüßt von den anderen Mitstreitern, die sich schon auf den Heimweg gemacht haben. Das finde ich nicht schlimm. Wirklich hart trifft mich, dass da keine Bank ist, wo die erschöpften Sisus hocken, einen Platz für mich machen und wir um die Wette stöhnen wie schwer es heute wieder war!
Ich habe noch gar nicht richtig durchgeatmet, da geht schon die Siegerehrung los. Für mich gibt es ein Handtuch als AK-Dritte und ich entdecke auf der Urkunde, dass es dann doch Gesamtvierte war. Unter den Führenden ist eine Auswärtige und somit erreiche ich noch den dritten Platz der Berliner Meisterschaften und es gibt noch einen Pokal. Dann gibt es noch die Medaille als AK-Zweite bei den Meisterschaften.
Die Siegerehrung zieht sich echt in die Länge. Meine Kontaktlinsen brennen wie Hölle wegen dem ganzen Staub und ich will endlich duschen. Außerdem bin ich etwas sauer: der Transponder funktionierte nicht und meine Schwimmzeit ist nicht registriert. Na gut, kann ja mal passieren. Was mich noch mehr ärgert: 2019 habe ich die Meisterschaften gewonnen und damals nur die nichtssagende Medaille bekommen. Weder eine Urkunde noch ein Pokal, d.h. ich habe zu Hause kein Beweisstück, dass ich mal Landesmeisterin war. Heute schleppe ich einen Stapel Urkunden nach Hause. Dann kommt noch ein Platzregen beim Einpacken dazu, der anhält bis ich mit dem Fahrrad am Auto bin. Zum Duschen komme ich auch nicht mehr, weil eine Großfamilie die ganze Umkleide blockiert. Aber ich werde die drückenden Kontaktlinsen los, komme in saubere Kleidung und werde am Wohnwagen der heimischen Trainingspartner verköstigt.
Fazit: Wieder ein toller Triathlontag im Spreewald mit viel Anspruch… und leider zu wenigen Sisus. Also auf ins Training, liebe Vereinskollegen!
2,2 - 84 - 20 km; 14 Frauen und 79 Männer am Start; beide Wechsel in der Radzeit Pl Name Verein AK Pl gesamt Schwimm Rad Schw+Rad Lauf ===================================================================================================== 1 Anja Leuendorff A3K Berlin W45 1 4:44:33 41:05( 1) 2:22:42( 1) 3:03:47( 1) 1:40:46( 2) 4 Denise Kottwitz Sisu Berlin W45 3 5:07:03 00:00(--) 3:15:11(--) 3:15:11( 3) 1:51:52( 9) ----------------------------------------------------------------------------------------------------- 1 Stefan Rauschenbach TriTeam Berlin M35 1 3:57:47 36:24( 8) 2:03:24( 1) 2:39:48( 2) 1:17:59( 1) 59 Domenic Achterberg Sisu Berlin M30 9 5:34:36 49:52(63) 2:42:18(57) 3:32:10(63) 2:02:26(58) =====================================================================================================