Bericht Ironman 70.3 Warschau 11.06.2023

von Max Müller

Nach Warschau ging es für mich mit einer kleinen Gruppe von TVB-Athleten und gemischten Gefühlen: Die Saison lief bisher nicht optimal, die Zeit fürs Training war die meisten Wochen leider viel zu knapp. Am Wochenende vor dem Rennen konnte ich beim Berlin Triathlon aber die Sprintdistanz gewinnen und eine sehr überzeugende Leistung zeigen. Das Selbstvertrauen war also noch einmal ordentlich gestärkt. Leider erwischte mich dann die Allergie in der Rennwoche total und ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob ich am Sonntag überhaupt starten könnte. Auf dem Weg nach Warschau legten sich die Symptome allerdings, und ich konnte mich vor dem Rennen erholen.

Die Organisation war zwar professionell – so wie man es von Ironman gewohnt ist – allerdings mit einem Schuss polnischer Gelassenheit. Die Helfer und Mitarbeiter sprachen fast alle ausschließlich Polnisch, und der Check-In in zwei Wechselzonen inklusive Race-Briefing am Samstag war etwas chaotisch organisiert. Logistisch war das Ganze auch eine Herausforderung, denn der Schwimmstart lag außerhalb der Stadt. Die extra für den Ironman gecharterten Züge waren von den Abfahrtzeiten so getimt, dass man unmöglich alles würde schaffen können. Wir entschieden uns daher, die Räder mit dem Auto zum See zu bringen und uns morgens zum Start fahren zu lassen.

Am Morgen des Renntages hatten wir dadurch den Vorteil, vor der großen Masse pünktlich zur Öffnung der Wechselzone dort zu sein und in aller Ruhe die letzten Handgriffe vornehmen zu können. Auch vor dem Start gab es keine Durchsagen auf Englisch. Anstatt einer ordentlichen Startaufstellung kippten die Athleten einfach kurz vor dem Start die Absperrgitter um und stellten sich in die Startgasse. Ich schaffte es leider nicht mehr, mich nach vorne zu drängeln und musste aufgrund des Rolling Starts daher an einer schlechten Position starten. Geschwommen wurde in einer Bucht der Weichsel, zu vergleichen mit dem Wannsee. Leider war pünktlich zum Start ein ordentlicher Wind aufgezogen und das Wasser sehr wellig. Durch die schwierigen Bedingungen im Wasser und den Ärger über das Startprocedere kam ich nicht richtig in Fahrt und hatte zudem Schwierigkeiten, den richtigen Kurs zu finden. Das Schwimmen war zum ersten Mal in meiner Triathlonkarriere ein Totalausfall, aber damit kann ich nach so vielen guten Rennen in den letzten Jahren leben.

Auf dem Rad ärgerte ich mich noch kurz über die schlechte Schwimmleistung, kam dann aber schnell in Tritt und konnte auf der Mitteldistanz endlich einen Radsplit hinlegen, wie ich ihn mir wünsche. Die Strecke war komplett flach und bis auf einige Wendepunkte sehr gerade. Sie führte über relativ gute Landstraßen und mehrere Autobahnstücke rein in die Innenstadt von Warschau. Mit dem Zeitfahrrad in Aero-Position und bei 50 km/h über die Autobahn zu rasen war definitiv ein Highlight. Allerdings schien das Rennen, abgesehen von den Athleten, niemanden so richtig zu interessieren, denn Zuschauer standen so gut wie keine an der Strecke. Positiv hervorzuheben ist, dass auf der Strecke viele Kampfrichter unterwegs waren, die Drafting-Verstöße rigoros ahndeten. In der Innenstadt drehte man noch eine kleine Schleife und durfte dann das Rad in der zweiten Wechselzone parken. Das Radfahren lief für mich super und auch die Aero-Position, die ich mit Stephan letztes Jahr eingestellt hatte, ließ sich super fahren. Zum ersten Mal bin ich auf der Mitteldistanz einen 40er-Schnitt gefahren – das ist doch was!

Beim Laufen spürte ich allerdings sofort, dass ich auf dem Rad Körner gelassen hatte. Zusätzlich machte mir die Hitze zu schaffen. Auf der 5km Wendepunktstrecke in der Altstadt gab es kein bisschen Schatten. Die ursprünglich angepeilte Pace konnte ich gar nicht erst erreichen, also versuchte ich wenigstens, eine solide 4:00er-Pace durchzulaufen. Zwischendurch war es ziemlich hart, und da das AK-Podium ohnehin in weiter Ferne lag, wurde es irgendwann auch mental sehr zäh. Ähnlich wie an der Radstrecke gab es keine Stimmung an der Strecke – die meisten Passanten waren eher genervt davon, dass sie die Straße nicht überqueren durften. Motivieren konnte ich mich nur noch mit dem Gedanken an kalte Getränke im Ziel. Nach der 4. Runde wurde ich schließlich erlöst und durfte in Richtung Finishline abbiegen. Im Ziel angekommen musste ich dann leider mit ansehen, wie ich aufgrund des Rolling-Starts noch von Platz 5 auf 9 in der Altersklasse durchgereicht wurde. Die Konkurrenz war an diesem Tag einfach zu stark.

Angesichts der Bedingungen bin ich zufrieden mit meiner Leistung. Ich weiß allerdings, dass ich noch besser hätte sein können. Abgesehen vom Radfahren war ich in diesem Rennen nicht auf dem Level, das ich von mir selbst erwarte. Das Rennen selbst war aus meiner Sicht auch kein Highlight, denn im Gegensatz zu den etablierten Ironman-Rennen in Deutschland wirkte das ganze etwas künstlich und lieblos. Es gibt genug schöne Mitteldistanzen in der Region, vor allem liebevoll organisiert von lokalen Veranstaltern, so dass ich nicht noch einmal für einen 70.3 nach Warschau fahren werde. Spaß gemacht hat es aber trotzdem, und die Zielzeit von 4:12 h auf der Mitteldistanz ist kein Grund, sich lange über einen nicht optimalen Rennverlauf zu ärgern.

 


© TriGe Sisu Berlin; 24.6.2023