Mittsommer 2021

von Dirk Bettge

Allein daran, dass ich zu Mittsommer verspätet dran bin, könnt ihr sehen, dass langsam die zuvor gewohnten Dinge wieder wichtiger werden. Das Vereinsleben kommt langsam zurück. Es begann mit Lauf- und Schwimmtraining in begrenzten Gruppen und mit Schnelltest (oder Impfung), doch aktuell gibt es für das Training im Freien schon keine echten Begrenzungen mehr, außer dass die Anwesenheit vorsichtshalber dokumentiert werden muss. Auch Radgruppen sollten wieder möglich sein, wiewohl hierzu die Brandenburger Verordnung wegen der weiter geltenden Abstandsregeln etwas diffus ist.

Einige Wettkämpfe wurden schon lange im Vorfeld abgesagt, aber für alle Veranstalter, die noch warten konnten, dürften sich Geduld und Zuversicht diesen Sommer auszahlen. Alle lokalen Wettkämpfe haben Teilnehmerzahlen, die derzeit bereits wieder erlaubt sind. Einige Hygienemaßnahmen wie allgemeine Abstandsregeln sind teils noch einzuhalten, so dass größere Veranstaltungen Platzprobleme haben könnten – die Wechselzonen sind plötzlich zu klein. Für die kleineren Wettkämpfe ist eher das Problem, dass viele Triathleten, die das nicht leistungssportlich machen, einfach nicht in Form sind und bereits für das kommende Jahr planen.

Auch die Regionalliga, wo wir mit unserem Masters-Team starten, kämpft sich durch. Der einleitende Duathlon im Mai hat dezentral stattgefunden. Der für den 26.6. in Erfurt geplante Triathlon ist leider längst abgesagt, so dass auch dieser Wettkampf dezentral stattinden wird, wir werden berichten. Die weitere Serie könte tatsächlich wie ursprünglich geplant über die Bühne gehen, wir sehen uns dann hoffentlich am 10.7. zum Team-Tri in Görlitz.

Ist die Pandemie endlich vorbei? Sollte ich den Corona-Radfahr-Blog beenden, den ich begonnen hatte, um ein wenig Kontakt zu halten und damit die Website nicht völlig verwaist? Über letzteres muss ich nachdenken, aber ersteres ist eindeutig noch nicht der Fall. Ich bin mir nicht sicher, wie die Epidemiologen das definieren, aber die Pandemie ist aus meiner Sicht dann vorbei, wenn es nirgendwo auf der Welt mehr ein dynamisches Ausbruchsgeschehen gibt oder nur noch leichte Verläufe wie bei Schnupfen. Wir haben hier in Europa jetzt Sommer, sogar einen teils sehr heißen, und die längsten Tage des Jahres mit viel Licht, was den Viren nicht so gut bekommt. Außerdem läuft die Impfkampagne, bei der man sich sinnvollerweise von alt zu jung vorarbeitet, mittlerweile in einem zielführenden Tempo. Dies hat bereits den Anteil schwerer Verläufe und Todesfälle deutlich gesenkt und ist wohl letztlich der Schlüssel zu Erfolg.

Solange wir nicht in die Welt schauen, ist unsere lokale Welt gerade wieder fast in Ordnung. Doch der Blick auf den Winter der Südhalbkugel zeigt ein sehr heterogenes und irritierendes Bild. Während z.B. Südafrika die Sache trotz Winter offenbar* in den Griff bekommt, bricht Brasilien aktuell alle bisherigen Rekorde. Das hat sicherlich etwas mit politischem Realitätssinn zu tun bzw. dem Mangel daran, außerdem mit unterschiedlicher Verbreitung der neueren Virus-Varianten. Aber auch die Briten haben derzeit wieder einen Anstieg. Die jetzt mit "delta" bezeichnete Variante ist noch ein wenig virulenter als die bisherigen, aber nicht etwas grundsätzlich anderes. Es ist wohl eher vorschnelle Sorglosigkeit, aktuell wegen der Fußball-EM. Was hier bei uns noch kommt, ist unklar. Bei völliger Sorglosigkeit könnte dies im Herbst zu neuen Problemen führen. Dies bedeutet, dass wir bis dahin größtenteils geimpft sein sollten, wollen wir nicht wiederum ein déjà-vu erleben wie im Herbst 2020.

*offenbar: Man sollte sich darüber im klaren sein, dass die Zahlen in den Inzidenz-Graphiken zunächst einmal nur dies sind – eben Zahlen. Diese Zahlen bilden auf eine bestimmte Weise die Realität ab, geben diese aber nie vollständig wieder und hängen stark von lokalen Umständen ab. Außerdem dürften die Zahlen von vor einem Jahr nicht genau dasselbe bedeuten wie die aktuellen. Da wir nichts besseres haben, müssen wir damit arbeiten. Die Tendenzen und Trends sind jedoch aussagekräftig, das ist das wichtigste.

Sorry für den Exkurs – was bedeutet das jetzt für uns? Genießt den Sommer, trainiert an der frischen Luft, lasst euch impfen und geht nicht krank zum Training oder zur Arbeit.

 


© TriGe Sisu Berlin; 24.6.2021