Eigentlich haben wir beim abschließenden Team-Relay in Cottbus den Tagessieg errungen, wenn ... – aber eins nach dem anderen. Nachdem in 2020 die gesamte Regionalliga-Serie wegen der aufkommenden Corona-Welle frühzeitig abgesagt worden war (aus heutiger Sicht eine verantwortungsvolle Entscheidung), wurde Anfang 2021 klar, dass man sich im zweiten Jahr alle Möglichkeiten offen halten wollte. Immerhin haben wir während des ersten Jahres einiges beobachtet, nämlich dass Ansteckungen draußen wenig wahrscheinlich sind und dass im Sommer die Inzidenzen aus verschiedenen Gründen stark sinken. Klar ist es schwierig, auf Grund einer Saison allgemeingültige Schlüsse zu ziehen, aber wollten wir wirklich auch im zweiten Jahr die Flinte ins Korn werfen?
Beginnen sollte die Saison mit einem Duathlon Ende April in Halle. Bei diesem wurde ziemlich schnell klar, dass er nicht stattfiden konnte. Das wäre gleich mal kein guter Start – was nun? Dank eingeübter Video-Konferenz-Praxis trafen sich die Teamleiter online, diskutierten lange und beschlossen schließlich, für abgesagte Wettkämpfe dezentrale Formate durchzuführen. Das heißt, dass nur die Streckenlängen vorgegeben werden, und sich dann jede Mannschaft bzw. jede/r Atleth/in ein nettes Plätzchen sucht, dort innerhalb eines Zeitfensters die Strecken auf Treu und Glauben absolviert und anschließend die Zeiten an den Ligawart übermittelt.
Das hat soweit erstaunlich gut funktioniert, nämlich für den besagten Hallenser Duathlon und den ebenfalls abgesagten Triathlon in Erfurt. Natürlich versuchen bei solchen Fernwettkämpfen alle Beteiligten, möglichst schnelle Strecken zu finden und die Wechsel zu optimieren, während die Triathleten sonst sehr duldsam sind und einiges an Wechselwegen und Crosseinlagen akzeptieren müssen, aber so ist das eben. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß, echtes Wettkampf-Feeling und den Eindruck, dass man sich auf die Kollegen der anderen Vereine verlassen kann.
Ab dem dritten Wettkampf, das war der Team-Tri bei Görlitz, haben die Regio-Wettkämpfe wieder fast wie geplant stattgefunden, abgesehen von Abstandsregeln und Erfassung von Kontaktdaten für den Fall der Fälle – uns ist bislang nichts zu Ohren gekommen. Unser Masters-Team schlug sich ordentlich, insbesondere natürlich wegen unseres Neuzugangs Enrico, der bei den Masters der eindeutig schnellste Radfahrer im Feld ist und nebenbei sehr flott läuft und ordentlich schwimmt (letzteres komplett ohne Training). Erfreulich war auch, dass uns David Greve wiederum unterstützt hat, obwohl er mittlerweile bei Dresden wohnt, aber aus alter Verbundenheit Mitglied geblieben ist. David ist jetzt auch schon M45 und bekommt erste Bonifikationen. Dazu kamen Gregor (Ex-Leichtathlet) und Daniel Schulze (langstreckenerfahren), beide noch M40, dazu Stuart, Carl und ich für die M50er Fraktion.
Wir hatten also ein für Masters-Verhältnisse in Teilen recht junges Team. Das bedeutet, dass wir bei Einzelwettkämpfen nicht so viel Zeit-Bonifikation bekommen, dafür gute Chancen bei Team-Wettkämpfen haben, wo es diesen Ausgleich nicht gibt. So hatten wir bereits bein Team-Tri in Görlitz überraschend den dritten Platz eingefahren und den Tagessieg nur knapp verfehlt, vor allem dank super Team-Zeitfahren. Beim vierten Wettkampf in Oschersleben konnten wir wegen Terminkollisionen nur ein Rumpfteam aufbieten (Enrico und ich), fuhren damit aber ein paar Punkte ein und die Chance, am Ende doch noch auf Platz 4 zu landen.
Nach diesen Erfahrungen haben wir uns für die Team-Staffel in Cottbus natürlich einiges ausgerechnet. Dort absolvieren die vier Teamstarter nacheinander je einen kompletten Supersprint-Triathlon. Hier waren wir bereits ein paarmal dabei, kannten also die Gegebenheiten: Schwimmen 4 Runden im Hallenbecken um Bojen, 10 km Rad mit Windschattenfreigabe auf einem 2 km-Kriteriumskurs mit Wendepunkten und eine abschließende Laufrunde mit 2,5 km Länge. Dann am Zielbogen abklatschen, zur Halle rennen zum Schwimmen, das ganze wie gesagt viermal.
David als unser Liga-erfahrenster würde beginnen und versuchen, in einer vorderen Radgruppe dabei zu sein. Gregor würde versuchen, das zu halten, Daniel sein Bestes geben und abschließend Enrico rausholen, was geht. Ich versuche, alles so korrekt wie möglich zu erinnern... David war nach dem Schwimmen nicht ganz vorn, zeigte aber auf dem Rad sein taktisches Können und arbeitete sich vor, hängte Konkurrenten ab. Auch seine Laufform ist wieder richtig gut, so konnte er am Ende kurz nach dem Führenden auf Gregor übergeben.
Gregor ist noch auf dem Weg zu einem guten Triathleten, hat aber letztens beim BerlinMan gezeigt, dass er etwas drauf hat. Wenn ich das richtig gesehen habe, musste die führende Mannschaft aufgeben, so dass er zusammen mit dem Kollegen von A3K in Führung lag, zumindest bis nach dem Radfahren, wo die beiden gut zusammen arbeiteten. Beim Lauf konnte er das nicht ganz halten, übergab aber aussichtsreich an Daniel.
Hatte ich bis dahin alle Teilstrecken inklusive Schwimmen selbst beobachtet, wollte ich nicht zum dritten Mal in die Halle, sondern endlich einen Kaffee ergattern. Da wir wussten, dass Daniel nach einem komplizierten Daumenbruch noch nicht wieder in Topform ist, wunderten wir uns nicht wirklich, dass er nach dem Schwimmen fast drei Minuten Rückstand auf A3K hatte. Er fuhr aber sehr gut, erst am Ende war der TuS Neukölln mit René schließlich dran. Fast gleichzeitig liefen die beiden Richtung Zielbanner und übergaben an die letzten Starter.
Für uns ging Enrico ins Rennen, hatte es gegen den starken Schwimmer Jörg vom TuS nicht leicht und musste abreißen lassen. Ein Sprint in die Wechselzone samt schnellem Wechsel brachte die beiden aber schon wieder gleichzeitig auf die Radstrecke. An der ersten Kehre zeigt Enrico seine Stärke, ließ Jörg beim Antritt keine Chance und machte sich auf die Verfolgung des führenden A3K. Der Vorsprung schrumpfte tatsächlich Runde für Runde bis auf ca. eine Minute, ein echter Kraftakt bei nur 10 km Strecke. Beim Wechsel hatte er schon Wadenkrämpfe, konnte diese aber wieder loswerden und finishte mit nur 40 Sekunden Rückstand als zweiter. Tagespodium für Sisu also!
Der TuS Neukölln kam als dritter rein, anschließend alle weiteren Mannschaften. Eine Weile schon hatten sich dicke Wolken geballt, die den Himmel mehr und mehr verdunkelten und zu grummeln begannen. Kurz nach unserem Zieleinlauf begann es zu schütten, einige Finisher wurden noch richtig nass. Wir sammelten uns unter den großen Sonnenschirmen und bestaunten den wachsenden Regenbogen.
Üblicherweise gibt es direkt nach dem letzten Rennen noch die Tages- und Gesamt-Siegerehrungen, so dass der Ligawart heftig am Rechnen war. Nach einer ganzen Weile, es dämmerte schon, wurden die Listen ausgehängt (allerdings ohne Einzelsplits) und die Ehrungen vorgenommen. Wir wurden Tageszweite und Enrico Gesamt-Dritter in der Liga-Einzelwertung (Summe der drei Individualrennen). In der Endabrechnung sind wir vierte geworden, auch dies ein Erfolg für uns, die drei führenden Teams hatten allerdings großen Vorsprung. David war schon weg, seinen Zug zu bekommen, und wir anderen machten uns schließlich bei letztem Tageslicht auf den Heimweg. Es war ein gelungener Tag zum Abschluss einer letztlich erfreulichen Saison.
Wie ihr schon wisst, war das aber noch nicht das Ende der Geschichte... Am nächsten Tag schickte mir Gregor eine SMS, seiner Meinung nach hätten wir sogar gewinnen müssen, weil der schnellste A3K-Starter eine unplausibel gute Schwimmzeit stehen habe. Ein Check der jetzt online befindlichen Listen bestätigte das. Was nun? Proteste können laut DTU-Ordnung nur eine halbe Stunde nach Aushang der Listen angebracht werden. Das hätte uns also gleich auffallen müssen, dann wäre A3K allerdings wegen Abkürzen disqualifiziert worden. Also habe ich im Teamleiter-Chat nachgehakt, in der Hoffnung, dass der Ligawart vielleicht doch noch eine salomonische Entscheidung zur Güte treffen könnte, z.B. einfach dem betreffenden Schwimmer 90 Sekunden draufschlagen, dann hätten wir den Tagessieg und sonst würde sich nichts ändern. Das geht natürlich offiziell nicht und wurde nach erneuter Befragung der Kampfrichter abgelehnt. Man weiß auch nicht, wie sich ein Windschattenrennen sonst entwickelt hätte, ist schon klar. Das ist eben eine Tatsachenentscheidung, im Fußball gibt es das ständig. Die Kollegen vom A3K haben uns umgehend ein Siegerbier angeboten, vielleicht kommen wir darauf zurück!
So können wir uns als Sieger im Herzen fühlen. Jedenfalls zeigt es, dass unser Team richtig gut war, alle vier haben in Cottbus eine tolle Leistung gezeigt! Und auch die gesamte Saison war erfreulich, trotz Corona. Dem Ligawart und den anderen Vereinen können wir nur von ganzem Herzen danken, dass wir die Saison so durchziehen konnten, das war nicht überall im Lande so. Auf ein neues, wir kommen wieder!
Alle Ergebnisse findet ihr hier.